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Eichholtz, Fritz; Sertel, Werner; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 1. Abhandlung): Weitere Untersuchungen zur Chemie und Pharmakologie der Heidelberger Radiumsole — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.43794#0016
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F. Eichholtz u. W. Sertel: Chemie und

„Erdölsole“. Die alten Autoren würden von „aqua bituminosa“
sprechen. Wenn man als gegeben hinnimmt, daß dieses Erdöl
aus den Umsetzungen organischen Materials, besonders auch
aus den Resten pflanzlicher und tierischer Lebewesen entstanden
ist, die möglicherweise irgendwelchen Naturkatastrophen zum
Opfer fielen, so wird man die naheliegende Frage stellen, wo
die Aschenmassen des Skeletts und der Weichteile dieser Lebe-
wesen abgeblieben sind.
Die chemischen Umsetzungen der organischen Reste tierischer
und pflanzlicher Lebewesen im Laufe erdgeschichtlicher Zeiträume
werden ja verständlich dadurch, daß solche Massen allmählich dem
thermo-dynamischen Endzustand zustreben unter Bildung von Koh-
lensäure, Stickstoff bzw. Ammoniak, Erdöl und Kohle, wobei die
pflanzliche Zellulose mehr Kohle, die tierischen und pflanzlichen
Fette mehr Erdöl bilden (Bergius). Nach Höfer1) ist der ent-
standene Stickstoff im allgemeinen als solcher mit den Erdgasen
flüchtig. Er kann aber auch in Form von Ammoniak auftreten,
das zudem leicht in Wasser löslich ist. Höfer verweist insbe-
sondere auf das Vorkommen von Salmiak in der typischen
Erdölsole von Kissamar; eine Gasquelle in Pennsylvanien wirft
sogar Kristalle von Ammoniumcarbonat aus. Aber auch die Heidel-
berger Sole ist charakteristisch durch den hohen Gehalt an
Ammonium chlorid (0.2124 g/kg), während andere zu Heil-
zwecken verwandte Erdölsolen sehr viel weniger davon enthalten,
zum Beispiel Tölz 0.018, Wiessee 0.01555, Münster a/Stein 0.0130,
Reichenhall 0.023. Nur die Darkauer Jodquelle ist noch salmiak-
reicher (7.0 g pro kg Quellsalz). Es besteht kaum ein Zweifel,
daß dieses Ammoniakvorkommen sich herleitet aus der Umsetzung
organischen, stickstoffhaltigen Materials, das von der Natur nach
einer Art von Kjeldahlverfahren eingeascht wurde. Solche Erd-
ölsolen, besonders die Heidelberger Sole, bilden daher u. E. einen
der besten Beweise für die Theorie der Erdölentstehung aus orga-
nischen Resten von Lebewesen; er ist dem bekannten Nachweis
optisch aktiver Verbindungen im Erdöl an die Seite zu stellen.
Verständlich im Lichte dieser Theorie der Entstehung von
Erdölsolen ist auch das regelmäßige Vorkommen von Jodsalzen.
Bekanntlich speichern ja die Meerespflanzen Jod z. T. in erstaun-
lichem Maße, und auch die tierischen Meeresbewohner sind in-
folgedessen jodreich. Wir möchten aber weiter zur Debatte stellen,
x) H. Höfer: Das Erdöl und seine Verwandten, IV. Aufl. Braunschw. 1922.
 
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