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Bieberbach, Ludwig; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 5. Abhandlung): Die völkische Verwurzelung der Wissenschaft (Typen mathematischen Schaffens) — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.43997#0003
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Die völkische Verwurzelung der Wissenschaft*)
(Typen mathematischen Schaffens)
Von
Ludwig Bieberbach in Berlin.

In Heidelberg kann man keinen Vortrag über die völkische
Verwurzelung der Wissenschaft beginnen, ohne Philipp Lenard’s
zu gedenken. Denn dieser große Physiker hat durch sein Wirken
und durch sein Werk wie kein anderer gezeigt, was Deutsche
Physik, was artgemäße Wissenschaft ist. Und zum anderen, wenn
ich von Berlin komme, um hier über die völkischen Wurzeln der
Mathematik zu sprechen, so muß am Beginn meines Vortrages
des hervorragenden Mathematikers gedacht werden, der schon
1923 klar und ausführlich die rassische Gebundenheit des mathe-
matischen Schaffens herausgestellt hat: Theodor Vahlen. Wie
die Physik, so wurzelt auch die Mathematik im Boden des Volks-
tums. Daraus erwächst sie wie ein Baum, der durch den Schatten,
den er spendet, durch die Früchte, die er trägt, durch das Holz,
das er liefert, dem Volke nicht minder nützt als durch die Freude
an der Schönheit der Blüten, die ihn schmücken. So ist es mit
einer Deutschen Physik, und so ist es auch mit einer Deutschen
Mathematik. Was im Volke wurzelt, wächst bei richtiger Leitung
zum Nutzen und zur Freude des Volkes empor. Über der Tür
des Hauses, in dem ich spreche, stehen die Worte: „Dem deut-
schen Geist“. Sie bringen diese Auffassung klar zum Ausdruck.
Die Mathematik hat es mit Erkenntnissen von unbestreitbarer
Wahrheit, von apodiktischer Gewißheit, wie man wohl auch sagt,
zu tun. Daran, daß zwei mal zwei vier ist, oder daran, daß es
unendlich viele Primzahlen gibt, oder daran, daß die Dreiteilung
eines beliebigen Winkels mit Zirkel und Lineal unmöglich ist,
kann nach unserem Urteil kein Vernünftiger zweifeln. Anscheinend
*) Vortrag im Auditorium maximum der Universität Heidelberg am
19. Juni 1939.
 
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