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Seybold, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 8. Abhandlung): Zur Physiologie des Chlorophylls — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.43800#0008
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8

A. Seybold:

Gründe: l.Die von Willstätter und Stoll angewandte Trennungs-
methode war nicht vollkommen und ließ feinere Unterschiede
nicht deutlich genug erkennen; darauf haben schon Winterstein
und Stein hingewiesen, — und 2. waren die von Willstätter und
Stoll zur Analyse verwandten Blätter hinsichtlich ihres Licht-
feldes nicht eindeutig ausgewählt worden. Dadurch mußten sich
bestehende Unterschiede verwischen. Im übrigen lassen später
von Willstätter und Stoll veröffentlichte Werte (1918) bei
einer vergleichenden Betrachtung schon so große Unterschiede
erkennen, daß es wunder nimmt, daß die genannten Forscher
diese Abweichungen von der Konstanz des Quotienten a/b gänz-
lich unbeachtet ließen.
So interessant das Ergebnis an sich war, daß Sonnenpflanzen
bzw. Sonnenblätter relativ reicher an Chlorophyll a als die ver-
gleichbaren Schattenblätter sind, so wenig erschien die Vermutung
experimentell gesichert, daß das Chlorophyll a ein „Sonnenlicht-
pigment“, das Chlorophyll b ein „Schattenlichtpigment“ ist.
Die Absorptionsspektren der beiden Chlorophyllkomponenten
(s. diese Sitzungsberichte, Jahrgang 1939, S. 24) und ihre spek-
tralen Absorptionskurven deuten in der Tat zwar darauf hin, daß
ihr wechselndes Mengenverhältnis mit den Strahlungsbedingungen
in Zusammenhang zu bringen ist. Willstätter und Stoll heben
bereits hervor: „Im Spektrum der Komponente b sieht man die
hauptsächlichen Bänder zum größten Teil zwischen denjenigen
von Chlorophyll a liegen. Daher wird das Licht durch die Mi-
schung der Chlorophylle vollständiger absorbiert als von einer
Komponente allein, was namentlich bei der Ausnützung des
schwachen, diffusen Tageslichtes für die Pflanze von Nutzen ist“.
(Willstätter u. Stoll 1918, S. 8). Eine relative Vermehrung des
Chlorophylls b bedingt eine bevorzugte Strahlungsabsorption
mittlerer Lichtwellenlängen, die freilich auch durch eine ange-
messene Zunahme des Chlorophylls a zustande kommen kann.
Das geht besonders deutlich aus den Extinktionskurven der bei-
den Chlorophylle hervor. „Ob mehr die Strahlungsintensität oder
die qualitative Zusammensetzung des grünen Schatten- bzw. Un-
terwasserlichtes die Ausbildung von Chlorophyll b begünstigt,
muß noch dahingestellt bleiben“ (Egle 1937).
Ein mehrwöchentlicher Aufenthalt auf Helgoland im Jahre 1937
sollte dazu dienen, an Meeresalgen verschiedener Seetiefe die
Auffassung zu prüfen, in welchem Maße das Lichtfeld auf das
Komponentenverhältnis der Chlorophylle von Einfluß ist.
 
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