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Seybold, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 8. Abhandlung): Zur Physiologie des Chlorophylls — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.43800#0010
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10

A. Seybold:

Unsere systematische Untersuchung, die wir in den letzten
Jahren ansteliten, hatte nun folgendes Ergebnis:
Wie die Braun- und Rotalgen bilden die Blaualgen oder
Cyanophyceen nur Chlorophyll a aus. Ebenso verhalten sich ver-
schiedene Flagellatenordnungen, die Kieselalgen oder Diatomeen,
während die meisten Grünalgen oder Chlorophyceen, alle Joch-
algen oder Conjugaten und die Armleuchtergewächse oder Chara-
ceen beide Chlorophyllkomponenten aufweisen. Bei Leber- und
Laubmoosen, sowie allen höheren Pflanzenklassen fanden wir
mit einer einzigen Ausnahme ebenfalls stets Chlorophyll a und
b in einem Verhältnis, wie es dem Lichtfeld entsprach, in dem
die untersuchten Pflanzen wuchsen. Auf die Ausnahme, — es ist
die Orchidee Neottia nidus avis, die Nestwurz, — kommen wir
nachher zu sprechen. Das Ergebnis, daß zahlreiche Pflanzenklassen
nur Chlorophyll a ausbilden, andere dagegen a und b, dürfte in
stammesgeschichtlicher, genetischer und systematischer Hinsicht
von großer Bedeutung sein. Innerhalb der Klasse der Flagellaten
tritt die Spaltung in zwei Entwicklungsreihen auf: in eine solche
mit Pflanzen, die nur Chlorophyll a haben, und solche, die a und
b besitzen. Pflanzen, die nur die Komponente b führen, haben
wir nicht angetroffen und sind nach der im folgenden entwickelten
Theorie auch nicht zu erwarten.
Die Frage, welche Bedeutung die beiden Chlorophylle a und
b bei der Photosynthese besitzen, außer der bereits erwähnten
Lichtabsorption, ist verschieden beantwortet worden. Willstätter
und Stoll nahmen zwischen den beiden Komponenten einen
reversiblen Prozeß an, und zwar hielten sie die Oxydation des
Chlorophylls a bei der Kohlensäureassimilation zu Chlorophyll b
für wahrscheinlich. Der Farbstoff verleibt im Assimilationsprozeß
die Kohlensäure nicht seinem Molekül ein, sondern die Funktion
des Chlorophylls läßt sich etwa so denken, „daß die Kohlensäure
durch die Affinität der Magnesiumverbindungen angezogen und
daß ihre Reduktion durch die Chlorophyllkomponente a in dem
Prozeß bewirkt wird, die die absorbierte Lichtenergie verbraucht.
Das Chlorophyll a oxydiert sich dabei zum Chlorophyll b und
dieses wird unter Abspaltung von Sauerstoff wieder in die erste
Komponente zurückverwandelt, zwischen beiden Komponenten
stellt sich ein Gleichgewichtszustand ein. Es ist entweder mög-
lich, daß diese Abgabe von Sauerstoff aus der Komponente b
unmittelbar erfolgt, oder daß sich die gelben Pigmente Carotin
 
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