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Seybold, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 8. Abhandlung): Zur Physiologie des Chlorophylls — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.43800#0015
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Zur Physiologie cles Chlorophylls

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merisation der Stärke aus Monosacchariden durchführt, kann nun
auch bei Pflanzen, die beide Chlorophyllkomponenten besitzen,
bewiesen werden.
Es ist eine seit langem bekannte Tatsache, daß gewisse ein-
keimblättrige Pflanzen, wie z.B. die Küchenzwiebel und Asphodelus,
bei der Photosynthese keine optisch nachweisbare Assimilations-
stärke, sondern nur chemisch feststellbare Monosaccharide, vor allem
Glucose bilden. Aus diesem Grunde hat man früher diese sac-
charophilen Pflanzen den amylop hilen,' die Assimilations-
stärke in den Chloroplasten aufweisen, gegenübergestellt. Bei
künstlicher Zuckerzufuhr kann es zwar bei „Zuckerblättern“ zur
Stärkebildung kommen, selbst im Dunkeln, so daß die Unter-
scheidung in saccharophile und amylophile Blätter als hinfällig
betrachtet wurde. Die Stärkebildung hat man daher auch nicht
als photosynthetischen Prozeß aufgefaßt. Meine Pigmentanalysen
ergaben nun, daß manche saccharophilen Blätter ungewöhnlich
hohe Verhältniszahlen von Chlorophyll a : Chlorophyll b haben
(z. B. 7—9). Dies deutet darauf hin, daß bei diesen Pflanzen das
„Chlorophyll b-System“ in der Ausbildung seines Pigments und
damit gleichsinnig in seiner Funktion der Stärkepolymerisation
gehemmt ist.
Während also gewisse Chloroplasten, die normalerweise keine
Stärke bilden, reich an Chlorophyll a sind, ergaben meine Ana-
lysen sog. „ergrünter Leukoplasten“ der Stengel von Pellionia
ein auffallend niederes Verhältnis von Chlorophyll a : Chlorophyll b
und zwar im Mittel etwa 2:1. Da die Leukoplasten Reserve-
stärken bilden, ist dieser Befund für unsere Überlegungen
nicht ohne Bedeutung,
Gemäß unserer Theorie vollzieht sich die Bildung der Stärke
innerhalb der Chloroplasten folgendermaßen: Mit Hilfe des
Chlorophylls a und seines protoplasmatischen Agens
entstehen als Produkte der Photosynthese Glucose
und andere Monosaccharide. Zur Bildung eines Mol Glu-
cose sind bekanntlich 675000 gcal, d. h. zur Bildung von 1 g
Glucose 3750 gcal erforderlich. Die anfallenden Glucose-
moleküle werden auf photosynthetischem Weg mit
Hilfe des Chlorophylls b und seines protoplasmati-
schen Agens zu Stärke polymerisiert. Die Verbrennungs-
wärme von 1 g Stärke beträgt etwa 4180 gcal. Demnach erfor-
dert die Polymerisation der Stärke aus Glucose pro g etwa 430
 
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