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A. Seybold:
gcal. Fassen wir die Stärkepolymerisation in den Chloroplasten
als photosynthetischen Prozeß auf, so stammt diese Energie aus
der Lichtabsorption des Chlorophylls b. Wenn eine Pflanze auf
diese Weise in der Lage ist, auf photosynthetischem Weg Stärke
zu bilden, so hat sie einen Energiegewinn, der etwa 12 °/0 höher
liegt, als wenn sie nur Monosaccharide bei der Photosynthese
bildete.
Ein weiterer Vorteil ergibt sich bei der Stärkebildung hin-
sichtlich der osmotischen Verhältnisse in der Zelle. Durch die
Bildung von Zucker erhöht sich der osmotische Wert und damit
unter Umständen der Turgor. Durch die Stärkesynthese wird die
aus der Assimilation gewonnene Substanz osmotisch inaktiv. Da
die Stärke innerhalb der Chloroplasten im Bedarfsfall wieder zu
Zucker abgebaut werden kann, erscheint das „Stärkedepot“ als ein
physiologisches Regulationssystem. Es ist eine bekannte Tatsache,
daß stärkehaltige Blätter beim Welken ihren Zuckergehalt unter
Stärkeabbau erhöhen und ebensolche Blätter bei längerem Ver-
dunkeln stärkefrei werden; in diesen Fällen wird also das „Stärke-
guthaben“ in Anspruch genommen. Alle Pflanzen, die keine Assi-
milationsstärke bilden, müssen ihre photosynthetisch gebildeten
Zucker ableiten, damit in ihren Chloroplasten bzw. Zellen die
Zuckerkonzentration nicht zu hoch wird. Nach dem Massen-
wirkungsgesetz ließe es sich denken, daß eine zu hohe Gluco-
sekonzentration den photosynthetischen Prozeß hemmt. Daß bei
stärkerer künstlicher Zuckerzufuhr die Assimilation zum Still-
stand kommt, ist experimentell bestätigt worden (Lundegardh,
Winkler, Horn). Für die höheren Pflanzen, die alle Chlorophyll
a und b führen, bringt die Bildung der Assimilationsstärke noch
einen weiteren Vorteil: Während der Nacht, in der die Photo-
synthese ruht, können die Blätter laufend Zucker liefern, der aus
dem Stärkedepot stammt und zu wachsenden Organen und zu
Speichergeweben abgeleitet wird.
Ich bin mir im klaren, daß sich die Theorie der photosyn-
thetischen Stärkebildung durch das Chlorophyll b noch in weiteren,
allerdings nicht leicht anzustellenden Experimenten bewähren
muß. Zunächst stützt sie sich auf die umfassenden Ergebnisse
unserer vergleichenden Chlorophyllanalysen und auf die vielen
Beobachtungen über die Bildung der Assimilationsprodukte. Mit
einem naheliegenden Einwand müssen wir uns zum Schluß noch
kurz beschäftigen. Da viele Organe, z. B. Wurzeln und Knollen,
A. Seybold:
gcal. Fassen wir die Stärkepolymerisation in den Chloroplasten
als photosynthetischen Prozeß auf, so stammt diese Energie aus
der Lichtabsorption des Chlorophylls b. Wenn eine Pflanze auf
diese Weise in der Lage ist, auf photosynthetischem Weg Stärke
zu bilden, so hat sie einen Energiegewinn, der etwa 12 °/0 höher
liegt, als wenn sie nur Monosaccharide bei der Photosynthese
bildete.
Ein weiterer Vorteil ergibt sich bei der Stärkebildung hin-
sichtlich der osmotischen Verhältnisse in der Zelle. Durch die
Bildung von Zucker erhöht sich der osmotische Wert und damit
unter Umständen der Turgor. Durch die Stärkesynthese wird die
aus der Assimilation gewonnene Substanz osmotisch inaktiv. Da
die Stärke innerhalb der Chloroplasten im Bedarfsfall wieder zu
Zucker abgebaut werden kann, erscheint das „Stärkedepot“ als ein
physiologisches Regulationssystem. Es ist eine bekannte Tatsache,
daß stärkehaltige Blätter beim Welken ihren Zuckergehalt unter
Stärkeabbau erhöhen und ebensolche Blätter bei längerem Ver-
dunkeln stärkefrei werden; in diesen Fällen wird also das „Stärke-
guthaben“ in Anspruch genommen. Alle Pflanzen, die keine Assi-
milationsstärke bilden, müssen ihre photosynthetisch gebildeten
Zucker ableiten, damit in ihren Chloroplasten bzw. Zellen die
Zuckerkonzentration nicht zu hoch wird. Nach dem Massen-
wirkungsgesetz ließe es sich denken, daß eine zu hohe Gluco-
sekonzentration den photosynthetischen Prozeß hemmt. Daß bei
stärkerer künstlicher Zuckerzufuhr die Assimilation zum Still-
stand kommt, ist experimentell bestätigt worden (Lundegardh,
Winkler, Horn). Für die höheren Pflanzen, die alle Chlorophyll
a und b führen, bringt die Bildung der Assimilationsstärke noch
einen weiteren Vorteil: Während der Nacht, in der die Photo-
synthese ruht, können die Blätter laufend Zucker liefern, der aus
dem Stärkedepot stammt und zu wachsenden Organen und zu
Speichergeweben abgeleitet wird.
Ich bin mir im klaren, daß sich die Theorie der photosyn-
thetischen Stärkebildung durch das Chlorophyll b noch in weiteren,
allerdings nicht leicht anzustellenden Experimenten bewähren
muß. Zunächst stützt sie sich auf die umfassenden Ergebnisse
unserer vergleichenden Chlorophyllanalysen und auf die vielen
Beobachtungen über die Bildung der Assimilationsprodukte. Mit
einem naheliegenden Einwand müssen wir uns zum Schluß noch
kurz beschäftigen. Da viele Organe, z. B. Wurzeln und Knollen,