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Seybold, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 8. Abhandlung): Zur Physiologie des Chlorophylls — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.43800#0018
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A. Seybold:

Lundegardh (1914) hat im Rahmen einer Untersuchung über
die Bedingungen der Bildung und Auflösung der Stärke in Ge-
weben folgende Frage aufgeworfen und beantwortet: „Müssen
wir uns das System Stärke Zucker in der Weise vorstellen,
daß auf die Erhöhung der Konzentration des Zuckers notwendig
eine entsprechende Zunahme der Stärkemenge stattfindet? Die
Frage ist verneinend zu beantworten, und zwar aus folgenden
Gründen: Wie schon eingangs erwähnt wurde, ist die Reaktion
Zucker-* Stärke sicher gegliedert. Nach allem, was wir wissen,
werden die betreffenden Reaktionen durch Enzyme beherrscht.
Ohne Enzym verläuft die Stärkesynthese wahrscheinlich außer-
ordentlich langsam. Also hilft es wenig, wenn die Zuckerkonzen-
tration zunimmt und das Enzym nicht dabei ist. Das Enzym wird
aber vom Protoplasma produziert und diese Produktion wird
natürlich regulativ beherrscht“.
Wenn man das Chlorophyll a und sein protoplasmatisches
Agens (= Chloroplastin a in Anlehnung an Stoll) als ein photo-
dynamisches Ferment der Monosaccharidsynthese, das Chloro-
phyll b und seine plasmatische Komponente (= Chloroplastin b)
als photodynamisches Ferment der Stärkesynthese bezeichnet,
so ist damit eine Arbeitshypothese für weitere Untersuchungen
hinsichtlich der enzymatischen Reaktion der Kohlenhydratbildung
und Verwandlung gegeben. Diese Vorstellung macht es verständ-
lich, daß nur diejenigen Pflanzen photosynthetische Stärke bilden,
die über das Chloroplastin b verfügen. Alle Pflanzen, die nur
die Chlorophyllkomponente a besitzen, müssen ihre höheren
Kohlenhydratverbindungen auf chemosynthetischem Wege aus
den vom Chloroplastin a gelieferten Monosacchariden bilden. Außer-
dem ist es begreiflich, daß das Chlorophyll b gegenüber Chloro-
phyll a in geringerer Menge in den Chloroplasten vorhanden ist,
da zur Bildung eines Stärkemoleküls zahlreiche Monosaccharid-
moleküle erforderlich sind. Schließlich wird es auch verständlich,
daß die Suche nach einer Pflanze, die nur Chlorophyll b und
kein Chlorophyll a besitzt, bisher vergeblich war und vergeblich
sein wird. Das Chloroplastin a muß dem Chloroplastin b „vor-
arbeiten.“ Auch unsere bisherigen Untersuchungen über die Höhe
des Chlorophyllquotienten a/b bei Pflanzen verschiedener Stand-
orte werden in ein neues Licht gerückt. Es ist durchaus denk-
bar, daß die Sonnenpflanzen mit ihrem relativen Reichtum an
Chlorophyll a mehr Zucker und weniger Stärke produzieren als
 
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