Metadaten

Soergel, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1941, 4. Abhandlung): Der Klimacharakter der als nordisch geltenden Säugetiere des Eiszeitalters — Heidelberg, 1943

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43858#0003
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Der Klimacharakter
der als nordisch geltenden Säugetiere des Eiszeitalters.
Von
W. Soergel in Freiburg i. Br.
Unter den Säugetieren des Eiszeitalters sind neben Mammut und
Wollnashorn diejenigen, deren Nachkommen oder allernächste Ver-
wandte heute im hohen Norden leben, als Kaltformen aufgefaßt und
als Zeugen für ein kaltes eiszeitliches Klima in Anspruch genommen
worden. Es handelt sich im wesentlichen um Rentier, Moschusochse,
Eisfuchs, Vielfraß, die Lemminge und den Schneehasen. Auf sie
gründete sich, schon ehe aus geologischen Befunden Fazies und Al-
ter fossilführender diluvialer Gesteine sicher beurteilt werden
konnten, sehr wesentlich die Gliederung der Diluvialprofile und die
Parallelisierung diluvialer Faunen, Ablagerungen und Kulturen.
Dabei erwuchs die Gleichsetzung des Klimacharakters rezenter und
entsprechender diluvialer Arten aus der Überzeugung, daß Tiere,
die in den Hartgebilden des Organismus völlig übereinstimmen oder
doch nach dem Stand der damaligen Kenntnisse völlig übereinzu-
stimmen schienen, auch in der Nahrung, in der Lebensweise, in den
Wärmeansprüchen und damit im Klimacharakter übereinstimmen
müßten. Diese Auffassung kann, zumal es sich um hochentwickelte,
ja zum Teil um hochspezialisierte Arten handelt, nicht als unwahr-
scheinlich bezeichnet oder ohne weiteres als eine zu wenig begrün-
dete Annahme abgelehnt werden, wenn sie auch in der Zeit, da sie
allgemein Geltung gewann, nicht im einzelnen bewiesen wurde.
Zweifel an ihrer Berechtigung scheinen mit der Mehrung diluvialer
Säugetierfunde erst dann erwacht zu sein, als sich derartige Kalt-
formen in der gleichen Ablagerung mit Arten fanden, die nicht
unter einem dem hochnordischen ähnlichen Klima und nicht mit
einem hochnordischen, ausgesprochen laubholzarmen Pflanzen-
bestand gelebt haben können. Als einer der ersten — wir sehen von
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften