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W. SOERGEL: Der Klimacharakter
gehende Abhängigkeit von den Faktoren, die die Einbettungsmö-
lichkeit von Säugetierresten in sich bildende Gesteine und die Er-
haltungsmöglichkeit derartiger Gesteine wesentlich, die Möglich-
keiten der Auffindung entscheidend mitbestimmen. Rentierreste
sind im Jungdiluvium nicht zum wenigsten deshalb so außerordent-
lich häufig gefunden worden, weil die Flußschotter und Lösse die-
ser Zeit in zahlreicheren Gruben als ältere Gesteine dieser Art an-
geschnitten bzw. abgebaut werden, weil die an Rentierresten oft
reichen Höhlenablagerungen zu über 95 % dem Jungdiluvium zu-
gehören, weil erst der jungdiluviale Mensch eine sehr ausgedehnte
Rentierjagd betrieb und dabei sehr häufig an Stellen einer im Gang
befindlichen Gesteinsbildung — im Lößablagerungsbereich, in
Höhlen — die Reste seiner Jagdbeute hinterließ. Gleich günstige
Eberlieferungsmöglichkeiten bestanden für das Mittel- und das
Altdiluvium nicht. In beiden Perioden spielen fossilführende Höh-
lenablagerungen eine äußerst bescheidene Rolle, überdies be-
schränkt besonders für das Altdiluvium die geringere Zahl der Auf-
schlüsse die Fundmöglichkeiten. Die Lösse dieser Zeit sind, soweit
überhaupt noch vorhanden, völlig verlehmt, also frei von einstmals
eingelagerten Säugetierresten, die Flußablagerungen in einem weit
höheren Maße als die der Folgezeit der Abtragung anheim gefal-
len. Dementsprechend ist die Zahl der Säugetierfundstellen relativ
gering. Unter diesen Umständen ist, in welcher Ausdehnung und
Häufigkeit das Rentier in Teilperioden des Altdiluviums in Mittel-
und Westeuropa auch verbreitet gewesen sein mag, ein ungleich
bescheideneres Fundmaterial als aus dem Mittel- und Jungdiluvium
zu erwarten.
Wir kennen bisher in Europa bzw. überhaupt nur drei altdilu-
viale Rentiervorkommen: Die Schotter von Süßenborn, die Sande
von Mosbach und die Kiese von Frankenhausen.
Das von Dietrich (1910) beschriebene Geweihstück aus „dem
tiefsten Sand“ der Murr-Ablagerungen beim Ort Murr, das Dietrich
und spätei' auch der Verfasser als altdiluvial bezeichneten, darf
nach dem gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse vom Alter und
von der Gliederung des Schotterzuges zwischen Steinheim und
Murr noch dem Mitteldiluvium, jedenfalls der Zeit nach der Elster-
Vereisung zugesprochen werden; es besitzt als ältester mitteldilu-
vialer Rentierrest ein besonderes Interesse.
Dietrich glaubte die Abwurfstange auf die waldbewohnende Ca-
ribou-Gruppe beziehen zu müssen. Nachdem wir durch Jacobi
W. SOERGEL: Der Klimacharakter
gehende Abhängigkeit von den Faktoren, die die Einbettungsmö-
lichkeit von Säugetierresten in sich bildende Gesteine und die Er-
haltungsmöglichkeit derartiger Gesteine wesentlich, die Möglich-
keiten der Auffindung entscheidend mitbestimmen. Rentierreste
sind im Jungdiluvium nicht zum wenigsten deshalb so außerordent-
lich häufig gefunden worden, weil die Flußschotter und Lösse die-
ser Zeit in zahlreicheren Gruben als ältere Gesteine dieser Art an-
geschnitten bzw. abgebaut werden, weil die an Rentierresten oft
reichen Höhlenablagerungen zu über 95 % dem Jungdiluvium zu-
gehören, weil erst der jungdiluviale Mensch eine sehr ausgedehnte
Rentierjagd betrieb und dabei sehr häufig an Stellen einer im Gang
befindlichen Gesteinsbildung — im Lößablagerungsbereich, in
Höhlen — die Reste seiner Jagdbeute hinterließ. Gleich günstige
Eberlieferungsmöglichkeiten bestanden für das Mittel- und das
Altdiluvium nicht. In beiden Perioden spielen fossilführende Höh-
lenablagerungen eine äußerst bescheidene Rolle, überdies be-
schränkt besonders für das Altdiluvium die geringere Zahl der Auf-
schlüsse die Fundmöglichkeiten. Die Lösse dieser Zeit sind, soweit
überhaupt noch vorhanden, völlig verlehmt, also frei von einstmals
eingelagerten Säugetierresten, die Flußablagerungen in einem weit
höheren Maße als die der Folgezeit der Abtragung anheim gefal-
len. Dementsprechend ist die Zahl der Säugetierfundstellen relativ
gering. Unter diesen Umständen ist, in welcher Ausdehnung und
Häufigkeit das Rentier in Teilperioden des Altdiluviums in Mittel-
und Westeuropa auch verbreitet gewesen sein mag, ein ungleich
bescheideneres Fundmaterial als aus dem Mittel- und Jungdiluvium
zu erwarten.
Wir kennen bisher in Europa bzw. überhaupt nur drei altdilu-
viale Rentiervorkommen: Die Schotter von Süßenborn, die Sande
von Mosbach und die Kiese von Frankenhausen.
Das von Dietrich (1910) beschriebene Geweihstück aus „dem
tiefsten Sand“ der Murr-Ablagerungen beim Ort Murr, das Dietrich
und spätei' auch der Verfasser als altdiluvial bezeichneten, darf
nach dem gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse vom Alter und
von der Gliederung des Schotterzuges zwischen Steinheim und
Murr noch dem Mitteldiluvium, jedenfalls der Zeit nach der Elster-
Vereisung zugesprochen werden; es besitzt als ältester mitteldilu-
vialer Rentierrest ein besonderes Interesse.
Dietrich glaubte die Abwurfstange auf die waldbewohnende Ca-
ribou-Gruppe beziehen zu müssen. Nachdem wir durch Jacobi