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\X . SOERGEL: Der Klimacharakter
bekannten Bächler’schen Grabungsergebnisse in den Alpen hei-
misch war. Aber da seine älteren Vorfahren sich im europäischen
Raum nirgends haben finden lassen, während die Formengruppe
des gemeinen Hasen bis ins Altdiluvium, ja darüber hinaus nach-
weisbar ist (vgl. Stehlin in Dubois et Stehlin 1933, Kormos 1934),
so darf man mit Stehlin die Auffassung vertreten, daß der Schnee-
hase frühzeitig im hohen Norden beheimatet war und daß er dort
seine morphologischen Charaktere gewonnen und seine klimatische
Anpassung erfahren hat.
HI.
Von den Vorfahren der heute im hohen Norden lebenden Säu-
getiere oder den nächsten Verwandten dieser Vorfahren sind, wie
im vorhergehenden gezeigt wurde, sieben mindestens vom Mittel-
diluvium an Kaltformen gewesen; Rentier und Moschusochse wa-
ren es schon während des Altdiluviums, wahrscheinlich auch die
Lemminge und der Schneehase. Für Vielfraß und Eisfuchs ist mit
einer während des Altdiluviums sich nordwärts verschiebenden
Verbreitung und einer in der gleichen Zeit fortschreitenden, im
jüngeren Altdiluvium wohl schon vollzogenen Kälteanpassung zu
rechnen. Schon in vordiluvialer Zeit bewohnten Rentier und Mo-
schusochse, wahrscheinlich auch Dicrostonyx, Lemmus und der
Schneehase — alles Tiere, deren pliozäne Vorfahren sich in der ge-
mäßigten und der nördlichen gemäßigten Zone Eurasiens bisher
nicht gefunden haben — weite Teile des arktischen Bereiches, sie
erscheinen uns als der Kern einer vordiluvialen Säugetierfauna des
hohen Nordens.
Daß diese Tiere schon im Pliozän Kaltformen von einem dem
diluvialen oder dem gegenwärtigen entsprechenden Ausmaß ge-
wesen sind, ist nicht wohl möglich. Aber im Verhältnis zu ihren
Zeitgenossen in geringeren Breiten waren sie auch damals Kalt-
formen. Dieser Charakter erfuhr eine schärfere Prägung mit dem
Einsetzen der ersten Kälteperioden. Im frühen Altdiluvium war
diese Entwicklung bei der Mehrzahl der besprochenen fiere, im
späten Altdiluvium für andere nahezu abgeschlossen: lange vor
der Elstervereisung wurde die hochnordische Tierwelt während
der älteren diluvialen Eiszeiten zum erstenmal aus ihren Revieren
verdrängt, die Zuwanderer erschienen als Kaltformen in Mittel-
europa.
\X . SOERGEL: Der Klimacharakter
bekannten Bächler’schen Grabungsergebnisse in den Alpen hei-
misch war. Aber da seine älteren Vorfahren sich im europäischen
Raum nirgends haben finden lassen, während die Formengruppe
des gemeinen Hasen bis ins Altdiluvium, ja darüber hinaus nach-
weisbar ist (vgl. Stehlin in Dubois et Stehlin 1933, Kormos 1934),
so darf man mit Stehlin die Auffassung vertreten, daß der Schnee-
hase frühzeitig im hohen Norden beheimatet war und daß er dort
seine morphologischen Charaktere gewonnen und seine klimatische
Anpassung erfahren hat.
HI.
Von den Vorfahren der heute im hohen Norden lebenden Säu-
getiere oder den nächsten Verwandten dieser Vorfahren sind, wie
im vorhergehenden gezeigt wurde, sieben mindestens vom Mittel-
diluvium an Kaltformen gewesen; Rentier und Moschusochse wa-
ren es schon während des Altdiluviums, wahrscheinlich auch die
Lemminge und der Schneehase. Für Vielfraß und Eisfuchs ist mit
einer während des Altdiluviums sich nordwärts verschiebenden
Verbreitung und einer in der gleichen Zeit fortschreitenden, im
jüngeren Altdiluvium wohl schon vollzogenen Kälteanpassung zu
rechnen. Schon in vordiluvialer Zeit bewohnten Rentier und Mo-
schusochse, wahrscheinlich auch Dicrostonyx, Lemmus und der
Schneehase — alles Tiere, deren pliozäne Vorfahren sich in der ge-
mäßigten und der nördlichen gemäßigten Zone Eurasiens bisher
nicht gefunden haben — weite Teile des arktischen Bereiches, sie
erscheinen uns als der Kern einer vordiluvialen Säugetierfauna des
hohen Nordens.
Daß diese Tiere schon im Pliozän Kaltformen von einem dem
diluvialen oder dem gegenwärtigen entsprechenden Ausmaß ge-
wesen sind, ist nicht wohl möglich. Aber im Verhältnis zu ihren
Zeitgenossen in geringeren Breiten waren sie auch damals Kalt-
formen. Dieser Charakter erfuhr eine schärfere Prägung mit dem
Einsetzen der ersten Kälteperioden. Im frühen Altdiluvium war
diese Entwicklung bei der Mehrzahl der besprochenen fiere, im
späten Altdiluvium für andere nahezu abgeschlossen: lange vor
der Elstervereisung wurde die hochnordische Tierwelt während
der älteren diluvialen Eiszeiten zum erstenmal aus ihren Revieren
verdrängt, die Zuwanderer erschienen als Kaltformen in Mittel-
europa.