Metadaten

Häfner, Heinz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1993/1994, 1. Abhandlung): Weshalb erkranken Frauen später an Schizophrenie?: vorgetragen in der Sitzung vom 13. Februar 1993 — Berlin, Heidelberg [u.a.]: Springer, 1994

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48136#0014
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8

H. Häfner

Übertragbarkeit auf die menschliche Schizophrenie vorzustellen (Abb. 1): Die
Abbildung macht deutlich, daß die insgesamt 10 Schritte der Untersuchung auf drei
verschiedenen Untersuchungsebenen durchgeführt wurden. Der vorgängige Schritt,
Literaturstudien und Definition einer aussichtsreichen Fragestellung liegt bereits
hinter uns. Die erste Untersuchungsebene, auf der die Schritte 2-7 erfolgen, ist die
epidemiologische. Sie endete mit der Generierung einer möglichst plausiblen und
spezifischen kausalen Hypothese. Die Prüfung dieser Hypothese muß auf derjeni-
gen Gegenstandsebene erfolgen, auf der sie formuliert ist. Wenn die Plausibilitäts-
prüfung zur Formulierung biologischer Hypothesen geführt hat, dann ist die Prü-
fung auf dieser Ebene, etwa im Tierversuch, erforderlich. Hat sie zur Formulierung
einer Psychogenie-Hypothese geführt, dann muß deren Prüfung auf der psychologi-
schen Ebene erfolgen. Schließlich sollte, wenn eine Prüfung am Tiermodell zur
Verifikation einer Hypothese geführt hätte, ihre Anwendbarkeit auf die menschliche
Schizophrenie geprüft werden. Damit ist ein erneuter Ebenenwechsel, nämlich auf
die klinische Ebene, zur Untersuchung an Schizophrenie erkrankter Menschen
erforderlich.
Die Datenquelle für die Schritte 2-4 waren repräsentative Sekundärdaten aus zwei
Ländern: Die Replikation des Befundes, Artefaktprüfung und der Ausschluß erster
alternativer Erklärungen wurden, um den Forschungsaufwand klein zu halten, am
nationalen dänischen Fallregister in Aarhus und an den Daten des 1981 geschlossenen
Fallregisters am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim durchgeführt.
Die Prüfung der Hypothese (Schritte 5,6,7), dem Geschlechtsunterschied im Erst-
aufnahmealter liege ein solcher im Ersterkrankungsalter zugrunde - eine zwingende
Voraussetzung für alle weitergehenden Hypothesen, mit denen Aspekte der Krank-
heit selbst und nicht nur solche ihrer Behandlung erklärt werden sollen - war in
gültiger Weise nur an Primärdaten möglich. Deshalb mußte zur direkten Unter-
suchung eines großen, repräsentativen Samples an Schizophrenie Erkrankter
übergegangen werden. Schließlich waren als Datenquellen für die biologische
Hypothesenprüfung Tiermodelle und für immunhistochemische Untersuchungen
Hirngewebe zu verwenden (Schritte 8 und 9). Die Datenquelle für die klinische
Prüfung wurde bereits angesprochen (Schritt 10).
Epidemiologische Untersuchungsebene
Transnationale Replikation des Geschlechtsunterschieds
im Erstaufnahmealter
Wir begannen damit, die Ergebnisse zum höheren durchschnittlichen Erst-
aufnahmealter schizophrener Frauen systematisch zu replizieren. Dazu wurden uns
die Daten des nationalen dänischen Fallregisters zur Verfügung gestellt, das alle

-8-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften