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Häfner, Heinz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1993/1994, 1. Abhandlung): Weshalb erkranken Frauen später an Schizophrenie?: vorgetragen in der Sitzung vom 13. Februar 1993 — Berlin, Heidelberg [u.a.]: Springer, 1994

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https://doi.org/10.11588/diglit.48136#0030
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H. Häfner

Symptomatik während eines normalen menstruellen Zyklus bei hohem Östra-
diolspiegel überwiegend leicht bessert und bei niedrigem Östradiolspiegel leicht
verschlimmert. Die Tatsache, daß dieser Effekt nur selten mitgeteilt wurde, hängt
vermutlich damit zusammen, daß normale menstruelle Zyklen bei schizophrenen
Frauen sehr selten und die hormonellen Schwankungen niedrig sind. Außerdem
werden die zyklusabhängigen Schwankungen der Symptomatik und des Befindens
in der akuten Episode durch die rasch einsetzende neuroleptische Behandlung
häufig maskiert.
Die depressive Symptomatik variiert im Gegensatz zur schizophrenen nicht in
signifikantem Ausmaß zyklusabhängig. Dieser Befund ist mit unserer Hypothese
gut vereinbar. Depressivität scheint im Gegensatz zur schizophrenen Symptomatik
mit der dopaminergen Neurotransmission nicht in engem Zusammenhang zu
stehen.
Schluß
Damit bin ich am Ende meiner Demonstration einer aussichtsreichen Frage aus der
Schizophrenieforschung angelangt, die in systematischer Suchstrategie aufgefunden
und nach forschungslogischem Plan auf 3 Ebenen in aufeinanderfolgenden Schritten
bearbeitet wurde. Das Resultat ist ganzheitlich gesehen freilich bescheiden. Es ist uns
nicht gelungen, einen substantiellen Beitrag zur Ätiologie der immer noch
unaufgeklärten Erkrankung Schizophrenie zu leisten. Aber ganz uninteressant sind
die Ergebnisse unserer Studie auch nicht. Die Tatsache, daß der längst bekannte,
bevorzugt an D?-Rezeptoren ansetzende Mechanismus der dopaminergen Neuro-
transmission - er gibt den bisher einzig wirksamen Zugang für die Therapie schizo-
phrener Symptome - durch Östrogen in einem Ausmaß zu modulieren ist, daß das
Auftreten der schizophrenen Psychose verzögert werden kann, ist nicht uninteres-
sant. Gerade weil dieser neurohormonale Mechanismus für die Manifestation der
schizophrenen Symptomatik von erheblicher Bedeutung zu sein scheint, gibt er
Anhaltspunkte für weitere Untersuchungen, die im übrigen auch an verschiedenen
Orten bereits im Gange sind.
Allerdings darf auch nicht übersehen werden, daß unsere Ergebnisse der Repli-
kation bedürfen. Auch wenn sie mittels konfirmativer Hypothesenprüfung am Tier
gewonnen und ihre Übertragbarkeit auf klinische Zusammenhänge gestützt wurde,
sind einmal erhobene Befunde noch kein ausreichender Beweis ihrer Validität.

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