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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1909, 5. Abhandlung): Über die Nachkommen künstlich veränderter Blüten von Semperivivum — Heidelberg, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.37024#0019
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Nachkommen künsth veränderter Blüten von Sempervivum.

H)
drei Knöspchen ebenfalls eine Rosette besaß, ln den Achseln
der oberen und mittleren Stengelblätter saßen teils kleine Ro-
setten, teils Zwischenformen von Rosetten und Rlüten. Nur
sechs offene und vollständige Rlüten waren an der ganzen In-
floreszenz entstanden; zwei waren typisch, die andern abweichend
durch Unterschiede in der Zahl der verschiedenen Organe.
Der Sämling R war nach diesen Reobachtungen schon sehr
abweichend gestaltet. Charakteristisch für ihn ist die Bildung
von Rosetten und Zwischenformen von Rosetten und
Blüten an Stelle der typischen Blüten.
Exemplar C und D.
Die beiden Sämlinge können zusammen behandelt werden,
weil sie in allen wesentlichen Merkmalen übereinstimmten, durch
die sie sich ebensosehr von den Exemplaren A und B, wie
von den mehr typischen Individuen der drei Sippen unter-
schieden. Schon sehr frühzeitig, das heißt lange vor dem eigent-
lichen Blühen fielen die beiden Pflanzen unter den anderen
Sämlingen auf. Bei allen Sempervivumarten, wie überhaupt bei
der Mehrzahl der Blütenpflanzen liegen die Kelchblätter dicht
an den noch geschlossenen Blütenknospen an. Bei den beiden
Pflanzen dagegen lagen die Kelchblätter sämtlicher Blüten-
knospen nur mit dem basalen Teile an; ihre Spitzen waren in
scharfem Winkel nach außen gekrümmt und fielen um so stärker
noch auf, als diese Spitzen lebhaft rot gefärbt waren (vgl. Text-
ßgur 2, Tafelfigur B). Es trat hier ein ganz neuer Charakter
hervor, der weder bei den typischen Scmperviven, noch auch bei
meinen Variationsversuchen jemals beobachtet werden konnte.
Der Bau der Blüten selbst (Tafel I, Fig B), in bezug auf
Zahl, Anordnung und Gestaltung der Hauptglieder bot Ab-
weichungen vom Typus in einem solchen Grade dar, wie er bei
den künstlich veränderten Blüten der ursprünglichen Versuchs-
exemplare bisher nicht erreicht werden konnte. Keine einzige
der 40 Blüten von C und D (21 19) entsprach der typischen
Formel, so daß die Abweichung 100"/o betrug. Von den drei
Hauptorganen ließen sich nur die Fruchtblätter genauer zählen.
Die Variationsbreite ist im Vergleich zu den anderen Indi-
viduen der Sippe 11 erweitert, der Gipfelpunkt liegt an Stelle
von 12 auf 9, ist also deutlich nach Minus verschoben. Die Zahl
der Blumen- und Staubblätter konnte nicht mit großer Genauig-

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