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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1909, 5. Abhandlung): Über die Nachkommen künstlich veränderter Blüten von Semperivivum — Heidelberg, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.37024#0028
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Georg Klebs:

2. Die Mutterblüten zeigten gleichzeitig die allerver-
schiedensten Formen der Variation. Bei den Sämlingen fand eine
Art Trennung der Variationen statt. Bei dem einen Exemplar
waren nur die Zahl und die Stellung der Glieder verändert; bei
dem zweiten war wesentlich eine völlige oder unvollständige
Umwandlung der Blüten in Rosetten erfolgt. Die beiden letzten
Exemplare zeigten in fast allen Blüten die Petalodie.
3. Sowohl der Charakter der Rosettenbildung wie vor allem
der der Petalodie war bei den Blüten der Sämlinge gesteigert
im Vergleich zu den Mutterblüten.
4. Einige Variationen der Mutterblüten, wie besonders die
Apetalie, waren bei den Sämlingen nicht nachweisbar.
5. Bei zwei der Sämlinge trat ein ganz neues Alerkmal her-
vor, das bisher bei keinem Sempervivum beobachtet werden
konnte: die eigenartige Form der bereits an den Blütenknospen
abgespreizten Kelchblätter.
Aus diesem Vergleiche geht hervor, daß gewisse Verände-
rungen der Mutterblüten in verschiedenem Grade auf einzelne
Sämlinge übertragen worden sind. Man kann von einer Ver-
erbung in jenem vorhin definierten Sinne sprechen, weil die
Veränderungen der Blüten, die bei dem Alutterindividuum und
nur unter besonderen Bedingungen erzeugt werden konnten, bei
den Sämlingen ohne weiteres unter den allgemeinen Kultur-
bedingungen auftraten. Da aber doch ein Teil der Sämlinge von
Sippe 11 ebenso wie die Sämlinge von Sippe 1 und 111 wesent-
lich typisch blühten, obwohl sie auch aus veränderten Blüten
herstammten, so folgt daraus — was übrigens von vornherein
zu erwarten war —, daß durchaus nicht jede Veränderung der
Mutterblüten vererbt wird. Die Veränderungen in den meisten
Blüten der Mutterindividuen waren nichts anderes als gewöhn-
liche Variationen, da die Geschlechtszellen nicht davon betroffen
worden sind. Die Fähigkeit zur Petalodie ist natürlich auch
bei den typischen Nachkommen vorhanden, aber eben nur im
Zustand der bloßen Potenz. Die beiden Sämlinge dagegen,
die in 95 o/o ihrer Blüten Petalodie aufwiesen, können nur aus
Geschlechtszellen entstanden sein, die, vermittelt durch die
äußeren Einwirkungen, irgendwelche unbekannte, materielle Ver-
änderungen erlitten haben, die ihrerseits erst nach mehr-
jährigem, vegetativem Wachstum unter normalen Bedingungen
zur Blütezeit das Merkmal der Petatodie verwirklichten. Jeden-
 
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