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Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1910, 16. Abhandlung): Über Äther und Materie: Vortrag ... — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.37042#0009
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Über Äther und Materie.

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Körpern. Wir erfahren also, daß der Äther in bezug auf die
Wellen in ihm nicht wie eine Flüssigkeit oder ein Gas, sondern
wie ein fester, starrer Block sich verhält. Dabei durchdringen
wir und alle Materie ihn doch so leicht, daß von einem Hinder-
nis hei dieser Durchdringung nicht das mindeste bemerkbar ist.
Ehen dieses meinen wir ja, wenn wir den Äther im Gegensatz
zur Materie als nicht greifbar bezeichnen. Wir dürfen nicht
vergessen, daß wir nicht nur relative Bewegungen hier im Saale
ausführen, sondern daß sogar der ganze Saal mit uns und samt,
der Erdkugel sich mit nicht geringer Geschwindigkeit durch den
Äther hindurchbewegt, durch diesen Äther, der für seine eigenen
Erzitterungen wie ein starrer Block sich verhält: schon eine
erste, merkwürdig erscheinende Schwierigkeit heim Vordringen
zum Mechanismus des Äthers. Fragen wir nach weiterem in
dieser Beziehung, so ist es vor allem die Frage: wird der Äther
durch die Bewegung der Materie in ihm, z. B. der ganzen Erd-
kugel, in Mitbewegung versetzt oder nicht? Die Antwort wird
durch eine von den Astronomen beobachtete Erscheinung er-
teilt, einer kleinen Verschiebung der Örter der Fixsterne je nach
Bewegung der Erde in ihrer Bahn, Aberration genannt. Die
Erscheinung ist sehr bald, nachdem 0. RöMEU die Fortpflanzungs-
geschwindigkeit des Lichtes zuerst gemessen hatte, gesucht und
auch gefunden worden, und zwar entspricht die Größe der be-
obachteten AberrafionsVerschiebung genau dem Buhen des Äthers
in dem beobachtenden Fernrohre, während doch dieses mit der
gewaltigen Geschwindigkeit der ganzen Erde in ihrer Bahn fort-
bewegt ist. Also auch in anderen geschlossenen Räumen, hier
im Saal, haftet der Äther nicht an den Wänden, sondern er bläst
frei durch alles hindurch, durch die ganze Erdkugel, so daß er
von deren Bewegung in seiner großen Masse nicht afhziert wird.
Wir müssen also festhalten, daß der Äther durch Geschwindig-
keit der Materie in ihm nicht beeinflußt wird, jedoch auf Ge-
schwindigkeitsänderung (Beschleunigung) reagiert er, worauf wir
noch zurückkommen.
(Gyrostatischer Äther.) Wie haben wir uns also die
Massen des Äthers vorzustellen, damit sie die Eigenschaft des
innerlich starren und doch ohne Widerstand durchdringlichen
Blockes erfüllen? Da kommen wir auf das von Lord KELVtN be-
nutzte Bild des gyrostatischen Äthers. Wir müssen uns vor-
stellen, daß der Äther in heftigem inneren Wirbeln begriffen ist.
 
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