Uber Äther und Materie.
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Wir haben also die Möglichkeit, daß beide Kraftlinienarten,
elektrische sowohl als magnetische, entweder Strömungslinien
oder auch Wirbclfäden im Äther sein könnten; sind die einen
Kraftlinien, z. B. die elektrischen, Strömungslinien, so müssen
die anderen, die magnetischen, Wirbelfäden sein, oder umgekehrt.
Die Wahl zwischen beiden Möglichkeiten ist bis heute noch nicht
unzweifelhaft getroffen. Folgendes sind die Schwierigkeiten
dabei: Nehmen wir die elektrischen Kraftlinien als Strömungs-
linien im Äther, so müßten wir annehmen, daß jedes Quantum
positiver (bzw. negativer) Elektrizität Ursprung und Ausströmungs,-
ort neuen Äthers sei und jedes Quantum negativer (bzw. posi-
tiver) Elektrizität ein Ort, wo Äther versinkt und verschwindet.
Es würde dann der gesamte Äther einer fortwährenden Ver-
nichtung und Neuerzeugung unterworfen sein, wofür in Wirklich-
keit gar kein Anzeichen vorhanden ist; auch die Annahme etwa
in verborgener Weise stattfindenden Rücktransportes des Äthers
findet keinerlei Anhalt an bekannten Tatsachen.
Wenden wir uns zur zweiten Möglichkeit, daß es die magne-
tischen Kraftlinien seien, welchen die Strömungen im Äther ent-
sprechen, so fällt die eben berührte Schwierigkeit vollkommen
fort, denn die magnetischen Kraftlinien sind stets in sich seihst
geschlossen, die ihnen entsprechenden Ätherströmungen sind nur
innere Strömungen des Äthers ohne Ein- und Ausströmen. Es
entsteht aber dann eine andere Schwierigkeit: es wären nämlich
dann die elektrischen Kraftlinien Wirbelfäden im Äther, deren
Anfänge und Enden dort sich finden, wo Elektrizität sitzt. Solche
Wirbelfäden können sich aber in einem bereits innerlich rotierend
angenommenen Medium nur aus den schon vorhandenen Ro-
tationen bilden, da diese das Hinzukommen beliebiger weiterer
Rotationen verhindern. Ein Wirbelfaden im gyrostatischen Äther
könnte danach ein Raum sein, in welchem die Achsen der bereits
vorhandenen Rotationen Drehungen erlitten haben, so daß die
Verteilung der Achsenrichtungen nicht mehr ungeordnet, sondern
in Richtung der Wirbelfäden geordnet ist. Erscheinungen, welche
die hier berührten Verhältnisse illustrieren, sind z. B. an jedem
Kreisel zu beobachten. Innere Verdrehungen, welche hiernach
die Vorbedingung für das Zustandekommen von Wirbelfäden
wären, verteilen sich aber (ohne Gleitflächen) in einem räum-
lichen Medium durchaus nicht so, wie es die darzustellenden
elektrischen Kraftlinien tun; solche Drehungen können keine
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Wir haben also die Möglichkeit, daß beide Kraftlinienarten,
elektrische sowohl als magnetische, entweder Strömungslinien
oder auch Wirbclfäden im Äther sein könnten; sind die einen
Kraftlinien, z. B. die elektrischen, Strömungslinien, so müssen
die anderen, die magnetischen, Wirbelfäden sein, oder umgekehrt.
Die Wahl zwischen beiden Möglichkeiten ist bis heute noch nicht
unzweifelhaft getroffen. Folgendes sind die Schwierigkeiten
dabei: Nehmen wir die elektrischen Kraftlinien als Strömungs-
linien im Äther, so müßten wir annehmen, daß jedes Quantum
positiver (bzw. negativer) Elektrizität Ursprung und Ausströmungs,-
ort neuen Äthers sei und jedes Quantum negativer (bzw. posi-
tiver) Elektrizität ein Ort, wo Äther versinkt und verschwindet.
Es würde dann der gesamte Äther einer fortwährenden Ver-
nichtung und Neuerzeugung unterworfen sein, wofür in Wirklich-
keit gar kein Anzeichen vorhanden ist; auch die Annahme etwa
in verborgener Weise stattfindenden Rücktransportes des Äthers
findet keinerlei Anhalt an bekannten Tatsachen.
Wenden wir uns zur zweiten Möglichkeit, daß es die magne-
tischen Kraftlinien seien, welchen die Strömungen im Äther ent-
sprechen, so fällt die eben berührte Schwierigkeit vollkommen
fort, denn die magnetischen Kraftlinien sind stets in sich seihst
geschlossen, die ihnen entsprechenden Ätherströmungen sind nur
innere Strömungen des Äthers ohne Ein- und Ausströmen. Es
entsteht aber dann eine andere Schwierigkeit: es wären nämlich
dann die elektrischen Kraftlinien Wirbelfäden im Äther, deren
Anfänge und Enden dort sich finden, wo Elektrizität sitzt. Solche
Wirbelfäden können sich aber in einem bereits innerlich rotierend
angenommenen Medium nur aus den schon vorhandenen Ro-
tationen bilden, da diese das Hinzukommen beliebiger weiterer
Rotationen verhindern. Ein Wirbelfaden im gyrostatischen Äther
könnte danach ein Raum sein, in welchem die Achsen der bereits
vorhandenen Rotationen Drehungen erlitten haben, so daß die
Verteilung der Achsenrichtungen nicht mehr ungeordnet, sondern
in Richtung der Wirbelfäden geordnet ist. Erscheinungen, welche
die hier berührten Verhältnisse illustrieren, sind z. B. an jedem
Kreisel zu beobachten. Innere Verdrehungen, welche hiernach
die Vorbedingung für das Zustandekommen von Wirbelfäden
wären, verteilen sich aber (ohne Gleitflächen) in einem räum-
lichen Medium durchaus nicht so, wie es die darzustellenden
elektrischen Kraftlinien tun; solche Drehungen können keine