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Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1910, 16. Abhandlung): Über Äther und Materie: Vortrag ... — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.37042#0014
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P. Lenard:

(Strömungen und Wirbel des Äthers.) Die elektrischen
und die magnetischen Kräfte, welche also soviel Analogie mit-
einander haben, sind aber doch zweierlei, voneinander grund-
verschiedene Dinge; denn Magnetpole, von welchen die eine
Kraftart ausgeht, sind etwas ganz anderes als elektrisierte Körper,
von welchen die zweite Kraftart ausgeht. Wir haben also zweier-
lei verschiedene Mechanismen im Äther zu suchen, die beide
wie gespannte und gegenseitig sich drängende Fäden wirken.
.Welches könnten diese so merkwürdig analogen und doch von-
einander grundverschiedenen Mechanismen sein ? Die Antwort ist
nicht zweifelhaft. Wir kennen zweierlei und nur zweierlei Be-
wegungsarten in räumlich ausgedehnten, innerlich verschieb-
lichen, inkompressiblen Massensystemen, welche beide genau
nach solchen Kraftlinien sich gruppieren und doch gänzlich von-
einander verschieden sind. Von den materiellen Flüssigkeiten
und Gasen her sind diese Bewegungsarten bekannt und besonders
durch llELMHOLTZ wohl studiert; es sind die Strömungen und
die Wirbel. Wenn Strömungen im inneren einer Flüssigkeits-
masse vorhanden sind, so beschreiben die einzelnen Teile der
Flüssigkeit dabei Linien — Strömungslinien genannt—, welche ge-
nau die Gestalt und die Gruppierung dieser Kraftlinien haben.
Auch enden Strömungslinien, wie die elektrischen Kraftlinien,
niemals mitten in der Flüssigkeit; sie können nur dort enden
bzw. anfangen, wo Flüssigkeit, verschwindet, bzw. neu zugeführt
wird, so wie die elektrischen Kraftlinien enden bzw. anfangen,
wo Elektrizität der einen, bzw. der anderen Art sitzt.
Die Strömungslinien können aber auch geschlossene, in sich
selbst zurücklaufende Linien sein — wie es die magnetischen
Kraftlinien sind —, welcher Fall eintritt, wenn Zu- oder Ab-
fuhr von Flüssigkeit nirgends statttindet und die Flüssigkeit nur
innerlich kreist. Ganz dieselben Eigenschaften haben aber auch
die Achsen von wirbelnden Bewegungen, welche in Flüssigkeiten
sich finden können. Man nennt diese Achsen, welche im allge-
meinen gekrümmt sind, Wirbelfäden. Wirbelfäden formen und
gruppieren sich ebenfalls genau, wie die elektrischen und magne-
tischen Kraftlinien es tun; sie enden ebenfalls nie frei im Innern
des Mediums, nur an den Grenzen desselben können sie enden,
oder sie müssen in sich selbst zurücklaufen. In sich selbst zu-
rücklaufende Wirbelfäden — dann auch Wirbelringe genannt
sind z. B. von den Rauchringen in Gasen her allgemein bekannt.
 
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