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Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1910, 16. Abhandlung): Über Äther und Materie: Vortrag ... — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.37042#0022
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95

P. Lenard:

Bewegungen bereits vorhandener Wirbelfäden., welche an der
betrachteten Stelle vorbeiziehen, und auch Strömungen (magne-
tische Kraft) und deren Änderungen kommen nur durch Be-
wegungen der vorhandenen Wirbelfäden zustande. Es reduziert
sich danach die gesamte Elektrodynamik auf die Bewegungen
und die dabei statthndenden Deformationen der ein für allemal
mit den Elektrizitäten vorhandenen Wirbelfäden und der gesamte
angegebene, den MAXWELL'scheu Gleichungen entsprechende Zu-
sammenhang reduziert sich in unserer Vorstellung darauf, daß
ein sich fortbewegender Wirbelfaden stets eine zu seiner eigenen
Richtung und zu seiner Fortbewegungsrichtung senkrecht ge-
richtete Ätherströmung mit sich tragen muß.'')
Ohne einen Zusammenhang der einzelnen Teile des Äthers,
ohne gegenseitige Einwirkung derselben aufeinander, würde auch
die Ausbreitung von Wellen im Äther — der Lichtwellen —,
die Fortpflanzung einer an einer Stelle erfolgenden Erzitternng
auf andere Stellen hin, gar nicht möglich sein; es ist aber eben
genau derselbe soeben angegebene Zusammenhang, welcher auch
hierfür genügt und in dessen Insspieltreten eben auch die Licht-
ausbreitung besteht. Die Transversalität der Lichtwellen resultiert
aus diesem Zusammenhänge von selber, und che gyrostatische
Beschaffenheit des Äthers, welche wir ursprünglich dieser Trans-
versalität wegen eingeführt hätten, (muß jetzt., allgemeiner, den
Mechanismus jenes Zusammenhanges ergeben. Könnte der oben
angegebene, reduzierte Zusammenhang ohne die gyrostatische
Struktur hergestellt werden, so wäre in unserer Auffassung kein
Anlaß, den Äther auch dort als wirbelnd anzunehmen, wo nicht
gerade einer der Wirbelfäden vorbeizieht.
(BjERKNEs'sche Gleichungen.) BjERKNES benutzt das
gyrostatische Bild, untersucht die Bewegungsgleichungen eines
solchen (im übrigen kontinuierlich gedachten) Mediums und findet,
c) SoH sich der Wirbelfaden weiter bewegen, so muß erst diese zu-
gehörige Querströmung des Äthers in Gang kommen; dies verleiht dem
Wirbelfaden die Eigenschaft der Trägheit. Ein Raum, in welchem solche
Wirbelfäden vorhanden sind (z. B. ein von Lichtstrahlung erfüllter Hohlraum),
wird daher eine besondere Trägheit, eine besondere Zusatzmasse, besitzen,
die ihm fehlt, wenn die Wirbelfäden (die elektrischen Felder, z. B. die
Strahlung) nicht in ihm vorhanden sind. Auch jedes einzelne Elektrizitäts-
quant muß wegen des mit ihm sich bewegenden Würbelfadens solche Trägheit
besitzen, welche nicht ihm selbst, sondern den umgebenden Äthermassen
angehört. Da wir finden werden, daß jedes Atom der Materie ein von
starken elektrischen Kraftfeldern erfüllter Raum ist, gilt auch für die ge-
wöhnliche Trägheit der Materie dasselbe.
 
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