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Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1910, 16. Abhandlung): Über Äther und Materie: Vortrag ... — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.37042#0024
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P. Lenard:

Der Fall des Hinzutretens eines neuen Gliedes zu bereits be-
währten Gleichungen ist übrigens durch MAXWELL selbst schon
gegeben worden. Denn eines der Glieder seiner jetzt bewährten
Gleichungen ist von ihm selbst ganz neu hinzugesetzt worden,
ist über die damals bekannten Erscheinungen hinausgegangen,
ist daher in seiner Berechtigung ziemlich lange Zeit Zweifeln
unterworfen gewesen, hat sich dann aber eben in den Versuchen
von HERTZ ganz in Übereinstimmung mit der Wirklichkeit be-
findlich gezeigt, und es waren auch dynamische Modelle, welche
MAXWELL hei dieser so glücklichen Erweiterung der Gleichungen
zum Ausgangspunkt gedient hatten.

Wir verlassen jetzt den Äther und wenden uns noch einmal
zur Materie, um einige Resultate aus den letzten 15 Jahren über
die Atome der Materie anzugeben, Resultate, welche heute schon
einen wesentlichen Platz im Weltbilde des Naturforschers aus-
machen und die wir auch im vorangehenden zum Teil schon
berührt und benutzt haben.
Wir sind recht genau unterrichtet über die Größe der Atome,
dieser Bausteine aller Materie, in deren Gruppierungsstudium die
Chemie besteht. Nicht so sehr die Einzelgröße der verschiedenen
Atomsorten ist es, die wir so gut kennen, als vielmehr die Durch-
schnittsgröße der Atome überhaupt. Alle die sehr vielen Wege
dazu führten zum Resultat, daß sie rund mehrere Zehnmilliontel
Millimeter groß sind. Innerhalb je einer Kugel von etwa diesem
Durchmesser findet sich also alles, was zu dem betreffenden
Atom speziell gehört. Sicherlich sehr kleine Räume sind das,
welche einzelne Atome zu eigen haben und in welche andere
Atome für gewöhnlich nicht eindringen. Dennoch hat man in
diesen kleinen Atomräumen noch Einzelheiten zu unterscheiden
vermocht, was man noch vor 17 Jahren kaum für möglich hat
halten dürfen, weil man keinen Weg dazu sah. Aber jede Er-
scheinung, die wir nur Enden und die absonderlich, unverstanden
dasteht, kann Eingangstor zu den ungeahntesten Erkenntnissen
werden. Als solche Erscheinnngen bestanden schon damals
ziemlich lange die elektrischen Entladungen in den PLüCKER'schen
oder GEissLER'schcn Röhren. Ans diesen Erscheinungen hat sich
allmähiidb besonders ein Teil als vermutlich von relativ ein-
 
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