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Best, Franz; Cohnheim, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1910, 23. Abhandlung): Zur Physiologie und Pathologie der Magenverdauung: vier Arbeiten — Heidelberg, 1910

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37049#0007
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Zur Physlologte und Pathologie der Magenverdammg.

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Über Erzeugung und Beseitigung
von Hypermotitität und Hyperazidität des Magens.
Ein sehr häufiger Befund bei Funktionsprüfungen des
Magens von Dyspeptikern mittelst Ausheberung des Magens drei
Stunden nach verfütterter Probemahlzeit besteht in einer Er-
höhung der sogenannten Gesamtazidität. Man findet nicht selten
recht hohe Zahlen, Gesamtaziditäten von 140—180, während die
freie Salzsäure normale Werte ergibt oder sogar ein beträchtliches
Defizit aufweisen kann.
Es handelt sich bei diesem Befunde dann meistens um
Patienten, welche das klinische Bild der chronischen Gastritis
bieten.
Bis vor nicht allzulanger Zeit glaubte man, diese Vermehrung
der Gesamtazidität sei durch organische Säuren bedingt, die
sich durch Fermentation bildeten, wenn in einem atonischen
Magen die Speisen zu lange liegen blieben, und diese Fermen-
tationsvorgänge seien begünstigt in einem salzsäurearmen Magen,
in dem die Menge der abgeschiedenen Salzsäure zu gering sei,
um auf Gärungsvorgänge hemmend einzuwirken.
Dementsprechend behandelte man auch derartige Franke mit
Darreichung von Salzsäure, und zwar mit durchaus gutem Er-
folge; die hohen Säurewerte und die daraus resultierenden Be-
schwerden schwanden in oft kurzer Zeit.
Der Erfolg dieser Behandlungsmethode mußte aber Er-
staunen erregen, als neuere Untersuchungen erwiesen, daß es
sich in solchen Fällen gar nicht um Gärungssäuren handelte,
welche die Gesamtazidität ausmachten, sondern daß auch die
Gesamtazidität aus abgeschiedener Salzsäure besteht, und daß
Gärungsprozesse im Magen nur bei sehr langer Verweildauer
der Speisen in demselben entstehen, also bei Insuffizienz
schwerster Art, nicht aber schon drei Stunden nach der Nahrungs-
aufnahme.
Man scheute sich von nun ab, eine Behandlung, die der-
 
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