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Best, Franz; Cohnheim, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1910, 23. Abhandlung): Zur Physiologie und Pathologie der Magenverdauung: vier Arbeiten — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.37049#0009
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Zur Physiologie und Pathologie der Magenverdauung.

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Nach einer genügend großen Anzahl von Kontrollversuchen,
wobei die Hunde nach Verbitterung einer Probemahlzeih die
aus Schleimsuppe, Kartoffelbrei und Beefsteak bestand mit etwas
menschlichem Speichel, ziemlich konstante und normale Werte
zeigten, handelte es sich also in erster Linie darum, eine Hyper-
motilität des Magens leichteren Grades hervorzurufen, wie wir
sie etwa bei oben erwähnten Patienten annehmen konnten, um zu
sehen, ob dann eine Hyperazidität auftrat.
Wir erreichten dies zunächst dadurch, daß wir 1/2 Stunde,
nachdem die Hunde die Probemahlzeit gefressen hatten, die
Kanüle für einige Minuten öffneten und den sauren Mageninhalt,
nach außen abfließen ließen. Der die Magenbewegung regu-
lierende Säurereflex war so lange ausgeschaltet und die Ent-
leerung des Magens mußte in schnellerem Tempo erfolgen als
normal. Nach einigen Minuten schlossen wir die Kanülen und
heberten den Magen drei Stunden nach Verfütterung aus. Nach
einigen Fehlversuchen, wobei wir zu viel oder zu wenig hatten
ausfließen lassen (es erwies sich als geeignet, von 600—700 g
Futter 140—160 g auslaufen zu lassen), erhielten wir regelmäßig
eine bedeutende Erhöhung der Gesamtazidität.
Die beigegebene Tabelle zeigt nur die Durchschnittswerte.
Die schnellere Entleerung des Magens verursachte
also in der Tat eine Hyperazidität.
Statt. Mageninhalt auslaufen zu lassen, suchten wir noch
nach einer anderen Methode, womit wir die hemmende Wirkung
der Säure aufheben und dadurch Hyperazidität erzeugen konnten.
Wir fanden im Cocain ein Mittel, das die durch Säure bedingten
Hemmungsreflexe für einige Minuten aufzuheben imstande war.
Novocain, das sich am geeignetsten zeigte, in den darmab-
wärtsführenden Schenkel der Kanüle eingespritzt, läßt die
hemmende Säurewirkung ausbleiben ; trotz Einspritzung von Salz-
säure gehen die Magenschüsse ihr regelmäßiges Tempo weiter.
Wir brauchten also nur den Hunden einige Minuten vor
Verfütterung der Probemahlzeit 3—5 ccm Novocain in den Darm
einzuspritzen, um durch Ausschaltung der normalen hemmenden
Wirkung der sauren Magenflüssigkeit eine zu schnelle Ent-
leerung des Magens, ,eine Hypermotilität, zu erreichen.
Auch nach der auf solche Weise erzielten Hypermotihtät
folgte eine Hyperazidität.
 
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