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Cantor, Moritz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1910, 25. Abhandlung): Karl Wilhelm Feuerbach — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.37051#0004
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Moritz Cantor :

Zunächst seien mir einige biographische Ergänzungen ge-
stattet, welche vielleicht in Bälde durch eine Herausgabe von
Briefen von Ludwig F., mit welcher ein jüngerer Gelehrter sich
beschäftigt, weitere Vervollständigung erhalten können. Der
Vater war bekanntlich zuletzt Präsident des Appellations-
gerichtes in Ansbach. Sämtliche Söhne besuchten das dortige
Gymnasium, und von dort aus bezog Karl gleichzeitig mit dem
älteren Bruder Anselm 1818 die Universität Erlangen. Im Jahre
1820 siedelte Karl nach Freiburg im Breisgau über. Vielleicht
veranlaßte ihn dazu der Umstand, daß Professor BuzENGEiGER
(Allgem. Deutsche Biogr. 111, 678), der frühere Mathcmatik-
lehrer am Ansbachcr Gymnasium, seit 1819 als Professor der
Mathematik und der Mineralogie nach Freiburg berufen worden
war. Schon 1823 hnden wir Karl F. als Professor der Mathe-
matik am Gymnasium in Erlangen. Er hatte ein Jahr früher
seine Erstlingsschrift veröffentlicht, eine 62 Ouartseiten füllende
Monographie unter dem Titel: Eigenschaften einiger merk-
würdigen Punkte des geradlinigen Dreiecks und
mehrerer durch sie bestimmten Linien und Figuren.
Eine analytisch-trigonometrische Abhandlung von
Karl Wilhelm F e u e r b a c h, der Philosophie Doktor. Mit
einer Vorrede von KARL B UZEN GE i GER, ordentlichem
Professor der Mathematik an der Großherz. Badischen
Universität zu Fr ei bürg. Nürnberg 1822, bei Riegel und
Wiesner.
Ich behalte mir vor, auf den Inhalt dieser Schrift, welche
ich „Die merkwürdigen Punkte" nennen werde, zurückzu-
kommen, und fahre in der Lebensbeschreibung fort. Karl Feuer-
bach, eia erst 23jähriger Professor, verkehrte in Erlangen viel
in burschcnschaftlichen Kreisen und mag sich dort, wenn nicht
schriftlich, doch mündlich, etwas unvorsichtig über die poli-
tischen Zustände in Deutschland geäußert haben, welche ganz
gewiß keinem nur einigermaßen frei Denkenden gefallen
konnten. Er wurde im Mai 1824 verhaftet, ein Los, welches
er mit 20 anderen Jünglingen aus den angesehensten Familien
teilte, und blieb 14 Monate gefangen, bis er etwa im Juni 1825
die Freiheit wieder erlangte. Aus dem Gefängnis entlassen,
wurde er zwar wieder angesteilt, aber nicht in Erlangen,
sondern am Gymnasium in Hof, wo er, wie berichtet wird, bis
1827 verblieb. Ich kann die Richtigkeit dieser Angabe nicht
 
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