Der eine von uns hat vor längerer Zeit gezeigt*), daß Gase
durch kurzwelliges ultraviolettes Licht eine dreifache Verände-
rung erfahren: es wird 1. das Gas elektrisch leitend, indem sich
positiv und negativ geladene Elektrizitätsträger in ihm bilden,
2. entstehen Nebelkerne im Gas, welche im Gegensatz zu jenen
Elektrizitätsträgern unelektrisch sind, und 3. können chemische,
molekulare Veränderungen erfolgen — aus Sauerstoff bildet
sich Ozon. Neu war hierin sowohl die Erkenntnis, daß nicht
nur einige besondere Gase, wie das Ghlor-Wasserstoff-Gemisch,
sondern so gut wie alle Gase durch Licht von geeigneter
Wellenlänge ergriffen werden, als auch die Art der Wirkungen.
Denn die Versuche waren darauf angelegt, zu zeigen, daß alle
diese Wirkungen, namentlich auch die Bildung der Elektrizitäts-
träger^), die zum Teil sehr groß sind, und die Bildung der Nebel-
kerne — d. i. verhältnismäßig grober Partikel im Gas —' ohne
wesentliche Mitwirkung fester Körper stattfinden, daß also alle
diese Produkte aus den Molekülen im Gaszustand durch bloße
Wirkung der periodischen elektrischen Kräfte des Lichtes auf
diese Moleküle entstehen.
Es ließen sich hiernach aus dem Studium dieser Wir-
kungen neue Einblicke erwarten in die Wechselwirkungen
zwischen Ätherwellen und materiellen Molekülen. Dies war der
Anlaß, seither den Gegenstand fast stetig weiter zu verfolgen,
besonders auch die Herstellung einer Lichtquelle zu suchen,
welche jene Wirkungen in größerer Intensität ergäbe, und also
i) P. LENARD, & HAys., Bd. 1, p. 486, 1900 (im folgenden kurz mit
„1900, Bd. 1" bezeichnet) und Bd. 3, p. 298, 1900 (im folgenden kurz mit „1900,
Bd. 3" bezeichnet).
2 Vermutet wurde die Entstehung von Elektrizitätsträgern in Gasen durch
Licht schon vor unseren Versuchen, und wohl zuerst, von Herrn ARRHENIUS
(HVen!. p. 638, 1888) als ein Erklärungsversuch der damals von HERTZ
soeben erst in einer ersten Form entdeckten elektrischen Wirkungen des ultra-
violetten Lichtes; doch zeigte es sich später (P. LENARD, Wiener Akad., 19. Okt.
1899), daß die Wirkung gerade in dieser Form nicht auf das Gas, sondern nur
auf die feste negative Elektrode ausgeübt wird.
durch kurzwelliges ultraviolettes Licht eine dreifache Verände-
rung erfahren: es wird 1. das Gas elektrisch leitend, indem sich
positiv und negativ geladene Elektrizitätsträger in ihm bilden,
2. entstehen Nebelkerne im Gas, welche im Gegensatz zu jenen
Elektrizitätsträgern unelektrisch sind, und 3. können chemische,
molekulare Veränderungen erfolgen — aus Sauerstoff bildet
sich Ozon. Neu war hierin sowohl die Erkenntnis, daß nicht
nur einige besondere Gase, wie das Ghlor-Wasserstoff-Gemisch,
sondern so gut wie alle Gase durch Licht von geeigneter
Wellenlänge ergriffen werden, als auch die Art der Wirkungen.
Denn die Versuche waren darauf angelegt, zu zeigen, daß alle
diese Wirkungen, namentlich auch die Bildung der Elektrizitäts-
träger^), die zum Teil sehr groß sind, und die Bildung der Nebel-
kerne — d. i. verhältnismäßig grober Partikel im Gas —' ohne
wesentliche Mitwirkung fester Körper stattfinden, daß also alle
diese Produkte aus den Molekülen im Gaszustand durch bloße
Wirkung der periodischen elektrischen Kräfte des Lichtes auf
diese Moleküle entstehen.
Es ließen sich hiernach aus dem Studium dieser Wir-
kungen neue Einblicke erwarten in die Wechselwirkungen
zwischen Ätherwellen und materiellen Molekülen. Dies war der
Anlaß, seither den Gegenstand fast stetig weiter zu verfolgen,
besonders auch die Herstellung einer Lichtquelle zu suchen,
welche jene Wirkungen in größerer Intensität ergäbe, und also
i) P. LENARD, & HAys., Bd. 1, p. 486, 1900 (im folgenden kurz mit
„1900, Bd. 1" bezeichnet) und Bd. 3, p. 298, 1900 (im folgenden kurz mit „1900,
Bd. 3" bezeichnet).
2 Vermutet wurde die Entstehung von Elektrizitätsträgern in Gasen durch
Licht schon vor unseren Versuchen, und wohl zuerst, von Herrn ARRHENIUS
(HVen!. p. 638, 1888) als ein Erklärungsversuch der damals von HERTZ
soeben erst in einer ersten Form entdeckten elektrischen Wirkungen des ultra-
violetten Lichtes; doch zeigte es sich später (P. LENARD, Wiener Akad., 19. Okt.
1899), daß die Wirkung gerade in dieser Form nicht auf das Gas, sondern nur
auf die feste negative Elektrode ausgeübt wird.