Sitzungsberichte der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften

M ährend wir in der BAYER'schen Assimilationshypothese ein
scharf umrissenes Biid von her Biidungsweise der Kohlehydrate
durch die Phanzen haben, und während uns die E. FiscHER'schen
und E. BucHNER'schen Ansichten eine bestimmte Vorstellung über
die Entstehung der Fette aus den Kohlehydraten geben, fehlen
uns bestimmte, ausgebaute Ansichten über die Bildungsweise der
dritten, zum Aufbau der Pflanzen notwendigen Körperklasse, der
Eiweißstoffe.
Durch die klassischen Arbeiten von EMiL PiscHER,
A. KossEL, SCHULZE, ABDERHALDEN u. a. sind wir über die Zu-
sammensetzung der Eiweißstoffe, über ihre Bausteine, die Amino-
säuren, im. allgemeinen recht gut unterrichtet. Auch wissen wir,
wie die einzelnen Amidosäuren in den Eiweißkörpern miteinander
verknüpft sind. Ein Wasserstoffatom der Amidogruppe einer
Amidosäure tritt mit der Hydroxylgruppe einer zweiten Amido-
säurc als Wasser aus und es entsteht eine neue Amidosäure,
welche wiederum eine primäre Amidogruppe und eine Carboxyl-
gruppe enthält
NH,-R.COOH + H.N-R'.COOH = Nip.R.CO.NH.R'.COOH
+ H,0.
Diese neue Amidosäure kann sich dann wieder mit einer dritten
Amidosäure in genau derselben Weise verbinden
NH, - R - CO . NH - R' - COOII + NH, - R" . COOH
= NH,. R - CO - NH - R'. CO - NH - R'^ COOH + H,0.
Man erhält so zunächst kondensierte Aminosäure, mit einer
geringeren Anzahl von Aminosäureresten, die sog. Polypeptide,
welche teilweise den Peptonen außerordentlich ähneln und hei
weiterer Verlängerung der Ketten wird man zu Körpern gelangen,
in welchen Eiweißstoffe voriiegen.
Wenn uns diese Verkettung der Amidosäuren, deren Kennt-
nis wir hauptsächlich den Arbeiten von TH. CuRTius, EMiL

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