P. Lenard und C. Ramsauer:
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Schwefelkob lenstoffdämpfen gebildet wurden, starke Anlagerung
von Wasserdämpfen beobachtet. Auch die in gewöhnlicher at-
mosphärischer Luft durch Licht erzeugten Nebelkerne betreffend,
zogen wir bereits (Teil H, S. 7) aus den Versuchen von Herrn
S. SACHS den Schluß, daß sie bei nahezu vollständiger Wasser-
dampfsättigung der Luft durch Wasseranlagerung bedeutend an-
wachsen. Diese schon ohne Übersättigung stattfindenden Anlage-
rungen kommen wohl durch die Molekularkräfte ganz in derselben
Weise zustande, wie bekanntermaßen alle festen Körper (fast be-
liebiger Substanz) in feuchter Lnft mit einer dünnen Wasserhaut
sich überziehen. Die eigentliche Kondensation (Wolkenbildung),
wodurch die Kerne zu kleinen, flüssigen Wassertröpfchen an-
wachsen, erfolgt erst bei gewisser Übersättigung, die aber für die
großen Kerne nur sehr gering zu sein braucht.
Alle Erfahrung stimmt also darin überein, daß die großen
Molekülkomplexe, ob unelektrisch oder ob Elektrizitätsträger, sehr
wirksam sind bei der Dampfkondensation, die kleinen, aus ein-
zelnen oder wenigen Molekülen bestehenden Träger aber nahe
oder ganz unwirksam. Auch die von Lord KELVIN entwickelte
Theorie ist damit in Übereinstimmung.3°)
Mögliche Lichtreaktionen der Dämpfe. — Zur Frage,
welcher Art die nebelkernbildende Wirkung des Lichtes sei und
worin etwa die Verhinderung der Wirkung in Wasserstoffgas
bestünde, können wir für jetzt nur folgendes angeben: Das
Nächstliegende ist, daß es sich um Bildung fester (oder flüssiger)
Produkte chemischer Lichtwirkung auf die Dämpfe handelt, denn
ohne diese Dämpfe kommt die Wirkung nicht zustande. Auf
30) Lord KELVIN, P/HL üiagr. fD S. 448, 1871. Die von Herrn
J. J. THOMSON gegebene Vervollständigung der Theorie für den Fall elek-
trischer Ladung der Kerne („Application of Dynamics", Cambridge 1888)
führt dagegen zu dem durch die eben zusammengefaßte Erfahrung nicht be-
stätigten (aber ziemlich allgemein festgehaltenen) Resultat großer Wirksam-
keit kleinster elektrisch geladener Kerne (molekularer Elektrizitätsträger) bei
der Dampfkondensation. Es scheint dieser Theorie eine nicht zutreffende An-
nahme zugrunde zu liegen, und zwar könnte dies die Annahme sein, daß die
elektrischen Kraftfelder der Träger (welche nur mit einzelnen Elementar-
quanten geladen sind) dieselbe, allseitig gleiche Beschaffenheit haben, wie die
Felder großer, elektrisierter Kugeln. Diese Annahme führt auch sonst zu
Widersprüchen ; vgl. „Äther und Materie", Heidelberg, 2. Aufl., 1911, wo der
Vorschlag gemacht wird, den einzelnen Elementarquanten nur je eine Kraft-
linie (als Wirbelfaden) zuzuschreiben.
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Schwefelkob lenstoffdämpfen gebildet wurden, starke Anlagerung
von Wasserdämpfen beobachtet. Auch die in gewöhnlicher at-
mosphärischer Luft durch Licht erzeugten Nebelkerne betreffend,
zogen wir bereits (Teil H, S. 7) aus den Versuchen von Herrn
S. SACHS den Schluß, daß sie bei nahezu vollständiger Wasser-
dampfsättigung der Luft durch Wasseranlagerung bedeutend an-
wachsen. Diese schon ohne Übersättigung stattfindenden Anlage-
rungen kommen wohl durch die Molekularkräfte ganz in derselben
Weise zustande, wie bekanntermaßen alle festen Körper (fast be-
liebiger Substanz) in feuchter Lnft mit einer dünnen Wasserhaut
sich überziehen. Die eigentliche Kondensation (Wolkenbildung),
wodurch die Kerne zu kleinen, flüssigen Wassertröpfchen an-
wachsen, erfolgt erst bei gewisser Übersättigung, die aber für die
großen Kerne nur sehr gering zu sein braucht.
Alle Erfahrung stimmt also darin überein, daß die großen
Molekülkomplexe, ob unelektrisch oder ob Elektrizitätsträger, sehr
wirksam sind bei der Dampfkondensation, die kleinen, aus ein-
zelnen oder wenigen Molekülen bestehenden Träger aber nahe
oder ganz unwirksam. Auch die von Lord KELVIN entwickelte
Theorie ist damit in Übereinstimmung.3°)
Mögliche Lichtreaktionen der Dämpfe. — Zur Frage,
welcher Art die nebelkernbildende Wirkung des Lichtes sei und
worin etwa die Verhinderung der Wirkung in Wasserstoffgas
bestünde, können wir für jetzt nur folgendes angeben: Das
Nächstliegende ist, daß es sich um Bildung fester (oder flüssiger)
Produkte chemischer Lichtwirkung auf die Dämpfe handelt, denn
ohne diese Dämpfe kommt die Wirkung nicht zustande. Auf
30) Lord KELVIN, P/HL üiagr. fD S. 448, 1871. Die von Herrn
J. J. THOMSON gegebene Vervollständigung der Theorie für den Fall elek-
trischer Ladung der Kerne („Application of Dynamics", Cambridge 1888)
führt dagegen zu dem durch die eben zusammengefaßte Erfahrung nicht be-
stätigten (aber ziemlich allgemein festgehaltenen) Resultat großer Wirksam-
keit kleinster elektrisch geladener Kerne (molekularer Elektrizitätsträger) bei
der Dampfkondensation. Es scheint dieser Theorie eine nicht zutreffende An-
nahme zugrunde zu liegen, und zwar könnte dies die Annahme sein, daß die
elektrischen Kraftfelder der Träger (welche nur mit einzelnen Elementar-
quanten geladen sind) dieselbe, allseitig gleiche Beschaffenheit haben, wie die
Felder großer, elektrisierter Kugeln. Diese Annahme führt auch sonst zu
Widersprüchen ; vgl. „Äther und Materie", Heidelberg, 2. Aufl., 1911, wo der
Vorschlag gemacht wird, den einzelnen Elementarquanten nur je eine Kraft-
linie (als Wirbelfaden) zuzuschreiben.