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Wolf, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 37. Abhandlung): Die Entfernung der Sterne: Vortrag — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37304#0008
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Max Wolf :

eine Bogenminute noch genau erfassen. Er fand trotzdem die
Verschiebung der Sterne nicht. Sie hätte also Meiner als 1 Minute
sein, und die Fixsterne hätten weiter als 7000 Millionen Meilen
abstehen müssen. So kam es, daß TYCHO BRAHE es nicht über
sich gewinnen konnte, an die Copernikanische Theorie zu glauben.
So ging es vielen Gelehrten der damaligen Zeit, und wenn man
vorurteilsfrei ist, wird man ihnen keinen Vorwurf daraus machen;
im Gegenteil, sie sind eigentlich wegen ihrer Objektivität zu be-
wundern.
Ein noch größerer Fortschritt in der Meßkunst wurde durch
den Engländer BRADLEY erzielt. Er übertraf die Meßgenauigkeit
TYCHO BRAHES um das Sechzigfache. Er erreichte die Sicher-
heit einer Bogensekunde. Man bedenke, daß eine Bogensekunde
kleiner ist als der millionste Teil des Umfanges eines Kreises.
Trotz alledem war es auch ihm nicht möglich, wenn er auch
viele anderen wichtigen Dinge fand, die parallaktische Verschie-
bung der Sterne zu messen. Das war um die Zeit 1725.
Als FRIEDRICH WiLHELM BESSEL in Königsberg etwa hundert
Jahre später — es war im Jahre 1829 — das FRAUNHOFER'sche
Heliometer erhielt, beschloß er dieses feine Instrument zu Parall-
axenbestimmungen zu verwenden. Als Objekt wählte er den
Stern 61 im Sternbild des Schwanes, 61 Cygni, wie die Astro-
nomen sagen. Es ist ein Doppelstern, bestehend aus einem
Paar von nahezu gleichhellen, einander nahestehenden Sternen.
BESSEL wählte dieses Sternpaar, weil es sich gegen die anderen
Sterne mit einer geringen Geschwindigkeit im Laufe der Jahr-
hunderte weiter bewegt hatte. Es zieht jedes Jahr 5 Bogen-
sekunden geradlinig zwischen den anderen Sternen weiter. Daraus
ergab sich die Hoffnung, daß es auch näher an der Erde stehen
mochte als die übrigen Sterne.
Seine Bemühungen waren von Erfolg gekrönt. Aus der
ersten Beobachtungsreihe in den Jahren 1837 und 1838 fand
er, daß das Sternpaar sich entsprechend der Jahresbewegung
der Erde von seiner geradlinigen Bahn verschob. Die Verschie-
bung betrug einer Bogensekunde, also nicht ganz den
dritten Teil einer Bogensekunde, das entspricht etwa dem vier-
millionsten Teil eines Kreisumfanges.
Die Realität dieser Parallaxe bestätigte sich in der Zukunft.
Man hatte tatsächlich einen Betrag der jährlichen Verschiebung
eines Fixsternes gefunden, seine Entfernung bestimmt.
 
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