Die Entfernung der Sterne.
11
jener unserer Sonne. Da sehen Sie, daß z. B. a Centauri zweimal
soviel Licht aussendet als die Sonne, der Sirius 48mal soviel,
61 Cygni aber nur den zehnten Teil, aber die Vega wohl 2000mal
soviel. — Daraus ersehen wir auch, daß die scheinbare Hellig-
keit der Sterne durchaus nicht von ihrer Entfernung allein abhängt.
Über unsere nächste Nachbarschaft haben uns so die Mes-
sungen des verflossenen Jahrhunderts orientiert. Aber weiter
kam man nicht. Die Meßgenauigkeit versagte, sobald die par-
allaktische Verschiebung kleiner als Vt einer Bogensekunde wurde.
Die Einführung der Sternphotographie brachte die Meß-
genauigkeit wieder ein Stückchen weiter. Besonders durch eine
Methode des Holländers KAPTEYN. Die Photographie gibt vor
allem viel größere Sicherheit der Resultate, denn eine Stern-
aufnahmeD gibt nicht nur den zu messenden Stern, sondern
alle Sterne der Umgebung. Man kann dann unter dem Mikroskop
die scheinbaren Abstände aller Sterne der Umgebung systematisch
ausmessen. KAPTEYNS Gedanke war der folgende. Man photo-
graphiert den betreffenden Teil des Himmels, läßt aber die Platte
dann vorläufig unentwickelt und verwahrt sie gut. Nach einem
halben Jahr steckt man sie in das gleiche Fernrohr und photo-
graphiert das Stück des Himmels abermals darauf, aber so, daß
die Bildchen der Sterne nicht auf die früheren fallen, sondern
daneben. Hat nun irgendein Stern eine bemerkbare Verschiebung,
so wird der Abstand der zwei Bildchen dieses Sternes ein anderer
sein, als bei den übrigen Sternen. KAPTEYN setzt dieses Ver-
fahren über mehrere halbe Jahre in besonderer Anordnung fort;
dadurch wird die Entscheidung gesichert.
Das Resultat solcher größerer Untersuchungsreihen war etwas
deprimierend, da sich unter mehr als 200 Sternen im Durchschnitt
kaum einer fand, dessen parallaktische Verschiebung größer war
als der zehnte Teil einer Bogensekunde. Aber trotzdem werden
sich in Bälde so alle näheren Sterne auffinden lassen.
Die genauesten photographischen Parallaxen lieferte das große
Fernrohr der Yerkes-Sternwarte in den Vereinigten Staaten. Dank
seiner großen Länge von 19 m gibt es starke Vergrößerung
bei den Aufnahmen und dementsprechende Genauigkeit. So er-
hielt SCHLESINGER noch Parallaxen von etwa der Bogen-
i) Der Vortrag war mit 40 Lichtbildern illustriert, die, um Geld und
Zeit zu sparen, hier wegbleiben mußten.
11
jener unserer Sonne. Da sehen Sie, daß z. B. a Centauri zweimal
soviel Licht aussendet als die Sonne, der Sirius 48mal soviel,
61 Cygni aber nur den zehnten Teil, aber die Vega wohl 2000mal
soviel. — Daraus ersehen wir auch, daß die scheinbare Hellig-
keit der Sterne durchaus nicht von ihrer Entfernung allein abhängt.
Über unsere nächste Nachbarschaft haben uns so die Mes-
sungen des verflossenen Jahrhunderts orientiert. Aber weiter
kam man nicht. Die Meßgenauigkeit versagte, sobald die par-
allaktische Verschiebung kleiner als Vt einer Bogensekunde wurde.
Die Einführung der Sternphotographie brachte die Meß-
genauigkeit wieder ein Stückchen weiter. Besonders durch eine
Methode des Holländers KAPTEYN. Die Photographie gibt vor
allem viel größere Sicherheit der Resultate, denn eine Stern-
aufnahmeD gibt nicht nur den zu messenden Stern, sondern
alle Sterne der Umgebung. Man kann dann unter dem Mikroskop
die scheinbaren Abstände aller Sterne der Umgebung systematisch
ausmessen. KAPTEYNS Gedanke war der folgende. Man photo-
graphiert den betreffenden Teil des Himmels, läßt aber die Platte
dann vorläufig unentwickelt und verwahrt sie gut. Nach einem
halben Jahr steckt man sie in das gleiche Fernrohr und photo-
graphiert das Stück des Himmels abermals darauf, aber so, daß
die Bildchen der Sterne nicht auf die früheren fallen, sondern
daneben. Hat nun irgendein Stern eine bemerkbare Verschiebung,
so wird der Abstand der zwei Bildchen dieses Sternes ein anderer
sein, als bei den übrigen Sternen. KAPTEYN setzt dieses Ver-
fahren über mehrere halbe Jahre in besonderer Anordnung fort;
dadurch wird die Entscheidung gesichert.
Das Resultat solcher größerer Untersuchungsreihen war etwas
deprimierend, da sich unter mehr als 200 Sternen im Durchschnitt
kaum einer fand, dessen parallaktische Verschiebung größer war
als der zehnte Teil einer Bogensekunde. Aber trotzdem werden
sich in Bälde so alle näheren Sterne auffinden lassen.
Die genauesten photographischen Parallaxen lieferte das große
Fernrohr der Yerkes-Sternwarte in den Vereinigten Staaten. Dank
seiner großen Länge von 19 m gibt es starke Vergrößerung
bei den Aufnahmen und dementsprechende Genauigkeit. So er-
hielt SCHLESINGER noch Parallaxen von etwa der Bogen-
i) Der Vortrag war mit 40 Lichtbildern illustriert, die, um Geld und
Zeit zu sparen, hier wegbleiben mußten.