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Koenigsberger, Leo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 9. Abhandlung): Zur Erinnerung an Jacob Friedrich Fries: Rede — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37065#0028
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Len Foenigsberger: Zur Erinnerung an Jacob Friedrich Fries.

neuem gegen HEGEL und dessen Schule — aber schon Ist ein
elegischer Zug nicht zu verkennen, wenn er einen Rückblick
auf sein Lebenswerk wirft. Daß TRENDELENBURG sich von
HEGEL loslöst, gibt ihm noch einen Lichtblick in die Zukunft:
,,vielleicht kommt der Umsturz auch mir zu einigem Vorteil;
aber die Leute mögen wenig Wahrheit und wollen ihre Fetische
nur neu anstreichen lassen, nicht mit haltbarem Lack, aber
doch mit neuen Farben."
Wiederum wurde er im Winter 1842 zum Prorektor ge-
wählt; aber es war ihm nicht mehr heschieden, sein Amt an-
zutreten. Nachdem er noch in den Weihnachtsferien seine
Prorektoratsrede niedergeschrieben, ein Zeugnis seiner immer
lebendigen Begeisterung für alles Hohe und Sittliche, Gute und
Wahre, traf ihn am 1. Januar 1843 ein schwerer Schlaganfall ;
am 9. August ereilte ihn der Tod.
Hochansehnliche Versammlung!
Nur flüchtig durfte ich auf die meiner Wissenschaft
näher liegenden Grundlehren des ausgezeichneten Forschers ein-
gehen, der vor hundert Jahren hier in Heidelberg eine Stätte
gegründet der Philosophie seines großen Lehrers KANT, welcher
nicht viel später an derselben Stelle unser KuNO FiscHER stets
so schöne nnd begeisterte Worte geliehen.
Dem Ausspruch NEWTONS, daß die Geometrie stolz darauf
sei, mit so wenigem, was sie anderwärts herninnnt, so viel zu
leisten, reihte KANT die bescheidenen Worte an: ,,von der Meta-
physik könnte man dagegen sagen, sie sieht bestürzt, daß sie
mit so vielem, als ihr die reine Mathematik darbietet, doch
nur so wenig ausrichten kann." Aber er fügt mit Recht hinzu,
daß das Wenige doch etwas sei, was die Mathematik in ihrer
Anwendung auf Naturwissenschaft unumgänglich braucht und
von der Metaphysik borgen müsse, — und heute nach hundert
Jahren erblicken wir hei dem ungeahnten Aufschwünge der er-
kenntnistheoretischen Studien in den exakten Wissenschaften
die Philosophie mit Stolz und Freude als Reue Verbündete stets
an unserer Seite.
 
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