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Koenigsberger, Leo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 9. Abhandlung): Zur Erinnerung an Jacob Friedrich Fries: Rede — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37065#0027
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Zur Erinnerung an Jacob Friedrich Fries.

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anschauung sich verbinden lasse". Zugleich wurden die An-
griffe HEGELS und anderer Philosophen auf KANT, FRIES und
deren Schule immer leidenschaftlicher, die Abwehr von FRiES
immer erregter: „sie stellen nnr Spekulationen darüber an,
wie Gott wurde und wird, und nicht, was Menschen dachten
und taten, denken und tun sollten." Nur das eine gewährte
ihm eine gewisse Genugtuung, daß die Berliner Akademie,
an der Spitze viele der hervorragendsten Vertreter der
Geisteswissenschaften, wie BoECKH und ScnLEiERMACHER,
durch die Urteile von ALEXANDER VON HUMBOLDT, GAUSS,
W. WEBER und anderer hervorragender Naturforscher stutzig
gemacht, HEGEL den Eintritt in die Akademie verwehrten.
Unmittelbar nach seinem erneuten Prorektorat im Jahre
1832 erschien seine zweibändige Geschichte der Philosophie,
seine letzte große philosophische Arbeit. Während ALEXANDER
v. HUMBOLDT seine gründlichen naturwissenschaftlichen Kennt-
nisse, verbunden mit Kritik und Sprachkenntnis, bewundert,
spricht ihm GAUSS im Mai 1841 unumwunden seine Verehrung
und zugleich das Bedauern aus, nicht aus der mündlichen
Unterhaltung mit ihm ebensoviel Vergnügen als Belehrung
schöpfen zu können: „namentlich haben mich die Schriften
mehrerer vielgenannter (vielleicht besser sogenannter) Phi-
losophen, die seit KANT aufgetreten sind, an das Sieb des Bock-
' melkers erinnert oder an Münchhausens Zopf, an dem er sich
selbst aus dem Wasser zog. Der Dilettant würde nicht, wagen,
vor dem Meister ein solches Bekenntnis abzulegen, wäre es ihm
nicht so vorgekommen, als wenn dieser nicht viel anders über
jene Verdienste urteilte."
Es folgte noch eine umfangreichere mathematisch-philo-
sophische Schrift: „Der Versuch einer Kritik der Prinzipien der
Wahrscheinlichkeitsrechnung", die im wesentlichen eine nicht
immer anerkennende Analyse der philosophischen Grundsätze
enthält, von welchen die französischen und englischen Mathe-
matiker beim Ausbau dieser Disziplin sich leiten ließen; die
tiefer liegende Begründung dafür, weshalb diese Kritik eine
nicht unberechtigte war, gab nach einem Briefe von WILHELM
WEBER an FRIES kein geringerer als Gvuss, dem wir auch in
dieser Theorie so vieles verdanken.
Von demselben sittlichen Ernst, von derselben Wahrhaftig-
keit getragen wie früher, wendet er sich immer wieder von
 
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