20 (A. 13)
0. Lehmann:
von festen Ammoniumoleatkristallen in einer Hülle von Ölsäure,
eine Ansicht, deren Unhaltbarkeit schon oben dargelegt wurde.
Er gibt (a. a. 0., S. 630) folgende Zusammenfassung derselben:
„Die Ölsäure mit viel Alkali und wenig Wasser bildet an der
Berührungsfläche mit neu hinzutretendem Wasser dünne Ölsäure-
schichten, welche schnell die übriggebliebenen oder frisch ent-
stehenden Seifenkristalle (neutrales oder saures ölsaures Alkali
mit Kristallwasser) umhüllen und die Myelinformen bilden. Diese
Myelinformen ändern sich, indem die flüssige Ölsäurehaut Wasser
äuflöst und an die eingeschlossenen Seifenkristalle abgibt. Das
Volumen dieser Seifenkristalle, die sich allmählich ändern und
auflösen, wird dadurch vermehrt. Dabei breitet sich die ent-
stehende Seifenlösung an der Grenze von Olsäure und wässeriger
Flüssigkeit periodisch aus, erzeugt Wirbel und eigentümliche
Bewegungserscheinungen. Diese Ausbreitung und die Flüssig-
keitsströmung kann die hohlen mit Seifenkristallen gefüllten
Säcke von Ölsäure zu hohlen langen, mit schleimiger Masse oder
Seifenkristallen gefüllten Ölsäurefäden ausziehen. Diese Ölsäure-
fäden ziehen sich wegen der Oberflächenspannung an der Grenze
von Ölsäure und umgebender Flüssigkeit wieder zusammen,
bilden einzelne Hohlkugeln oder Blasen. Diese hohlen, mit wässe-
riger Seifenlösung oder schleimiger Seifenmasse gefüllten Blasen
verschieben sich durch periodische Ausbreitung der Seifenlösung
an der Oberfläche der Ölsäurehäut, sowohl in der umgebenden
wässerigen Flüssigkeit, als auch längs der hohlen Ölsäurefäden
und laufen zu einer oder mehreren größeren Hohlkugeln oder
Blasen zusammen/' Anfänglich ließ ich mich durch diese Dar-
legungen irreleiten, weil ich Erscheinungen beobachtet zu haben
glaubte, die dieselbe zu bestätigen schienen. So meinte ich ins-
besondere, das Vorhandensein einer Ölsäurehaut und von Diffe-
renzen ihrer Oberflächenspannung, welche die Bildung der eigen-
tümlichen Formen veranlassen konnten, bestätigen zu können,
obschon ich gleich erkannt hatte, daß es sich keineswegs um
feste, sondern nur um flüssige (oder mindestens fließende) Am-
moniumoleatkristalle handeln könne. Erst allmählich wurde mir
infolge fortgesetzter Untersuchungen (insbesondere auch bei
andern Stoffen) klar^), daß OuiNCKES Theorie unhaltbar ist, nur
w Ube& Umn, 56, 771, 1895; & ZV^/s., 79, 22, 407; 36, 63, 1906;
Die scheinbar lebenden Kristalle, Eßlingen 1907; jBAZoy. 3<$, 481,
1908; ZUe %e%e WeM Zer 1911, 264.
0. Lehmann:
von festen Ammoniumoleatkristallen in einer Hülle von Ölsäure,
eine Ansicht, deren Unhaltbarkeit schon oben dargelegt wurde.
Er gibt (a. a. 0., S. 630) folgende Zusammenfassung derselben:
„Die Ölsäure mit viel Alkali und wenig Wasser bildet an der
Berührungsfläche mit neu hinzutretendem Wasser dünne Ölsäure-
schichten, welche schnell die übriggebliebenen oder frisch ent-
stehenden Seifenkristalle (neutrales oder saures ölsaures Alkali
mit Kristallwasser) umhüllen und die Myelinformen bilden. Diese
Myelinformen ändern sich, indem die flüssige Ölsäurehaut Wasser
äuflöst und an die eingeschlossenen Seifenkristalle abgibt. Das
Volumen dieser Seifenkristalle, die sich allmählich ändern und
auflösen, wird dadurch vermehrt. Dabei breitet sich die ent-
stehende Seifenlösung an der Grenze von Olsäure und wässeriger
Flüssigkeit periodisch aus, erzeugt Wirbel und eigentümliche
Bewegungserscheinungen. Diese Ausbreitung und die Flüssig-
keitsströmung kann die hohlen mit Seifenkristallen gefüllten
Säcke von Ölsäure zu hohlen langen, mit schleimiger Masse oder
Seifenkristallen gefüllten Ölsäurefäden ausziehen. Diese Ölsäure-
fäden ziehen sich wegen der Oberflächenspannung an der Grenze
von Ölsäure und umgebender Flüssigkeit wieder zusammen,
bilden einzelne Hohlkugeln oder Blasen. Diese hohlen, mit wässe-
riger Seifenlösung oder schleimiger Seifenmasse gefüllten Blasen
verschieben sich durch periodische Ausbreitung der Seifenlösung
an der Oberfläche der Ölsäurehäut, sowohl in der umgebenden
wässerigen Flüssigkeit, als auch längs der hohlen Ölsäurefäden
und laufen zu einer oder mehreren größeren Hohlkugeln oder
Blasen zusammen/' Anfänglich ließ ich mich durch diese Dar-
legungen irreleiten, weil ich Erscheinungen beobachtet zu haben
glaubte, die dieselbe zu bestätigen schienen. So meinte ich ins-
besondere, das Vorhandensein einer Ölsäurehaut und von Diffe-
renzen ihrer Oberflächenspannung, welche die Bildung der eigen-
tümlichen Formen veranlassen konnten, bestätigen zu können,
obschon ich gleich erkannt hatte, daß es sich keineswegs um
feste, sondern nur um flüssige (oder mindestens fließende) Am-
moniumoleatkristalle handeln könne. Erst allmählich wurde mir
infolge fortgesetzter Untersuchungen (insbesondere auch bei
andern Stoffen) klar^), daß OuiNCKES Theorie unhaltbar ist, nur
w Ube& Umn, 56, 771, 1895; & ZV^/s., 79, 22, 407; 36, 63, 1906;
Die scheinbar lebenden Kristalle, Eßlingen 1907; jBAZoy. 3<$, 481,
1908; ZUe %e%e WeM Zer 1911, 264.