Die Einwirkung von Stickoxyd auf Chior. I. (A. 1) 5
Denn es tritt sogleich gelbrote Färbung auf. Dabei lag eine echte
Gasreaktion vor, frei vom Einfluß der Gefäßwände^. Dies kann
man durch einen Demonstrationsversuch zeigen:
Zwei konzentrische Glasröhren, geformt, wie ein Gebläsemund-
stück, sind durch einen Tubus seitlich in einen sehr großen, chlor-
gefüllten Kolben eingeführt. Ein anderer Tubus führt zum Abzug.
Durch das äußere Rohr läßt man Kohlendioxyd oder Stickstoff
einströmen. Läßt man nun durch das innere Rohr Stickoxyd ein-
strömen, so sieht man sogleich die Färbung des Nitrosylchlorids
erscheinen und zwar, wie man gegen einen weißen Hintergrund er-
kennt, nicht an der Rohrmündung, sondern im freien Gasraum.
Denn die Kohlendioxydhülle schützt zuerst das Stickoxyd vor der
Berührung mit dem Chlor. Der Versuch läßt sich natürlich eben-
sogut mit Stickoxyd und Luft durchführen. Andererseits kann
man an der Mündung des inneren Rohrs einen Platinschwamm an-
bringen und Wasserstoff, anstatt Stickoxyd in Luft strömen
lassen. Erst beim Abstellen des Kohlendioxydstromes tritt dann
Entzündung ein. Damit ist der Unterschied zwischen Gasreaktion
und Wandreaktion gezeigt.
War somit festgestellt, daß Nitrosylchlorid aus den Gasen
schon bei gewöhnlicher Temperatur sehr schnell sich bildet
und zwar ohne Wandwirkung, so war damit der geringen Zahl
der meßbaren echten Gasreaktionen eine weitere hinzugefügt.
Da wir ohnehin von dieser für die Theorie wichtigsten Klasse von
Reaktionen so wenige Beispiele kennen", so mußte diese Reaktion
zwischen Stickoxyd und Chlor notwendig weiter untersucht werden.
Um so mehr, als mit sehr großer Reaktionsgeschwindigkeit
nach der Theorie ein kleiner Temperaturkoeffizent verknüpft sein
muß, vielleicht sogar ein echt gebrochener*".
Dafür spricht auch die Analogie mit dem Stickstoffperoxyd
NO^, dessen Bildungsgeschwindigkeit nach BoDENSTEiN und
MEINECKE** durch Temperaturerhöhung verringert wird. Dem NO^
analog sind übrigens zwei verschiedene isomere Nitrosylchloride
denkbar. Ein Isonitrosylchlorid ist noch nicht nachgewiesen.
Man darf vermuten, daß es, wenn überhaupt, endothermisch
entsteht. Ist der Wärmeaufwand dabei beträchtlich, so
wird es möglicherweise explosiv und nur bei ganz tiefen
Temperaturen haltbar sein. Denn da wird seine Zerfalls-
geschwindigkeit oder Umwandlungsgeschwindigkeit gering genug
sein. Fast immer zieht man bei endothermischen Stoffen nur
Denn es tritt sogleich gelbrote Färbung auf. Dabei lag eine echte
Gasreaktion vor, frei vom Einfluß der Gefäßwände^. Dies kann
man durch einen Demonstrationsversuch zeigen:
Zwei konzentrische Glasröhren, geformt, wie ein Gebläsemund-
stück, sind durch einen Tubus seitlich in einen sehr großen, chlor-
gefüllten Kolben eingeführt. Ein anderer Tubus führt zum Abzug.
Durch das äußere Rohr läßt man Kohlendioxyd oder Stickstoff
einströmen. Läßt man nun durch das innere Rohr Stickoxyd ein-
strömen, so sieht man sogleich die Färbung des Nitrosylchlorids
erscheinen und zwar, wie man gegen einen weißen Hintergrund er-
kennt, nicht an der Rohrmündung, sondern im freien Gasraum.
Denn die Kohlendioxydhülle schützt zuerst das Stickoxyd vor der
Berührung mit dem Chlor. Der Versuch läßt sich natürlich eben-
sogut mit Stickoxyd und Luft durchführen. Andererseits kann
man an der Mündung des inneren Rohrs einen Platinschwamm an-
bringen und Wasserstoff, anstatt Stickoxyd in Luft strömen
lassen. Erst beim Abstellen des Kohlendioxydstromes tritt dann
Entzündung ein. Damit ist der Unterschied zwischen Gasreaktion
und Wandreaktion gezeigt.
War somit festgestellt, daß Nitrosylchlorid aus den Gasen
schon bei gewöhnlicher Temperatur sehr schnell sich bildet
und zwar ohne Wandwirkung, so war damit der geringen Zahl
der meßbaren echten Gasreaktionen eine weitere hinzugefügt.
Da wir ohnehin von dieser für die Theorie wichtigsten Klasse von
Reaktionen so wenige Beispiele kennen", so mußte diese Reaktion
zwischen Stickoxyd und Chlor notwendig weiter untersucht werden.
Um so mehr, als mit sehr großer Reaktionsgeschwindigkeit
nach der Theorie ein kleiner Temperaturkoeffizent verknüpft sein
muß, vielleicht sogar ein echt gebrochener*".
Dafür spricht auch die Analogie mit dem Stickstoffperoxyd
NO^, dessen Bildungsgeschwindigkeit nach BoDENSTEiN und
MEINECKE** durch Temperaturerhöhung verringert wird. Dem NO^
analog sind übrigens zwei verschiedene isomere Nitrosylchloride
denkbar. Ein Isonitrosylchlorid ist noch nicht nachgewiesen.
Man darf vermuten, daß es, wenn überhaupt, endothermisch
entsteht. Ist der Wärmeaufwand dabei beträchtlich, so
wird es möglicherweise explosiv und nur bei ganz tiefen
Temperaturen haltbar sein. Denn da wird seine Zerfalls-
geschwindigkeit oder Umwandlungsgeschwindigkeit gering genug
sein. Fast immer zieht man bei endothermischen Stoffen nur