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Lenard, Philipp [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 27. Abhandlung): Probleme komplexer Moleküle, 1: Verdampfung und osmotischer Druck — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37450#0007
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Probleme komplexer Moleküle I.

(A.27) 7

sungsmittels sind. Das Nichtabdampfen solcher größeren Molekül-
komplexe ist wegen der großen Molekularkräfte, durch welche sie
in die Flüssigkeit zurückgezogen werden, ohne weiteres verständlich,
wodurch die gesuchte Erklärung gewonnen ist?).
Bilden die geladenen Moleküle der elektrisierten Flüssigkeit
in gewissen Fällen keine Komplexe von genügender Größe, so
muß -—- wenn unsere Erklärung richtig ist -— in diesen Fällen auch
Verdampfung der Ladung eintreten. Wir gehen auch auf solche
Fälle weiter unten ein (S. 13), verfolgen jedoch vor allem die
gewonnene Vorstellung für den Fall genügend großer Komplexe, d. i.
für den Fall des Nichtabdampfens der Ladung. Die dabei herzu-
leitenden Beziehungen werden auch auf andere Fälle des Vorkom-
mens großer Komplexe, so z. B. auf Lösungen anwendbar sein.
Dampfdruckänderung bei Flüssigkeiten infolge der
Anwesenheit unverdampfbarer Moleküle. — Es sei p der
Dampfdruck der reinen Flüssigkeit, p' der veränderte Dampf-
druck bei Anwesenheit unverdampfbarer Moleküle (z. B. Elek-
trizitätsträger), 8p = p'—p die Änderung des Dampfdruckes.
Diese Änderung kommt in unserer Vorstellung aus rein geo-
metrischen Gründen, nämlich nur dadurch zustande, daß die an
der Oberfläche befindlichen unverdampfbaren Moleküle die Ver-
dampfung der unter ihnen befindlichen Moleküle abschirmen und
also einen Teil der Oberfläche unverdampfbar machen, während
doch die Kondensation des Dampfes an diesem Teile unverändert
bleibt.
Da die Zahl der aus dem Dampfraum in die Flüssigkeit fah-
renden Dampfmoleküle pro cmF und Sek. proportional dem Dampf-
druck ist, so muß im Gleichgewicht auch die aus der Flüssigkeit
herausfahrende Molekülzahl diesem Druck proportional sein. Letz-
tere Molekülzahl muß aber auch proportional der Größe der Ober-
fläche sein, welche von den verdampfbaren Molekülen in der
?) Daß die Kräfte bei Molekülkomplexen größer sein müssen als bei
einfachen Molekülen ist unmittelbar verständlich, weil es sich im erste-
ren Falle üm die Summe einer Anzahl von Einzelkräften handelt, wie sie
zwischen einfachen Molekülen wirken, entsprechend der Anzahl der zusammen-
gelagerten Moleküle. Hieraus ist auch ersichtlich, daß die spezielle (chemische)
Natur der Molekülkomplexe zwar mitwirken kann, daß sie aber zur Er-
klärung der großen Kräfte in erster Linie nicht in Betracht kommt. Auch
das Nichtabdampfen der Ladung bei solchen Flüssigkeiten, welche aus
Molekülen ganz einheitlicher Art bestehen, wie z. B. reines Quecksilber, spricht
im selben Sinne.
 
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