Zur Erinnerung an Harry Rosenbusch.
(A. 8) 9
Erlernte richtig auf die Lösung von Aufgaben, weiche nicht zu
den schwereren gehören, angewandt werden/' In der Physik
wird gar der Mangel des Überblicks und jeder mathematischen
Begründung erwähnt. Er war eben von jeher ausgesprochen für
physiographische Naturbetrachtung veranlagt, und das, was wir
heute im engeren Sinne exakte Naturwissenschaft nennen, ist
ihm nie so recht geläufig gewesen. Die frühzeitige Erkenntnis,
daß die Schaffung einer mikroskopischen Kennzeichenlehre eine
absolute Notwendigkeit sei, um ihn zur Lösung seiner großen
Probleme zu befähigen, hat aber seinen weiten Blick den hohen
Wert exakter Forschungsmethoden später richtig einschätzen
lassen. Der Wortbegriff war ihm persönlich freilich immer viel
wichtiger und sympathischer als der Zahlbegriff. Zu welcher
Virtuosität er es dennoch bei dem Hantieren mit Zahlen
gelegentlich bringen konnte, geht klar aus seinen tiefdurchdachten
Untersuchungen über die chemischen Beziehungen der Eruptiv-
gesteine hervor. Was durch eisernen Fleiß auf physikalischem
Gebiet nachgeholt werden konnte, ist von ihm in redlichem Be-
mühen geschehen. Wenn er es trotzdem hier nicht ganz zu jener
Höhe wie in der Chemie, insbesondere der Gesteinsanalyse und
ihrer Interpretation brachte, so liegt dies nach meiner Auffassung
ohne Zweifel an dem Stand der Kristallphysik im dritten Quartal
des vorigen Jahrhunderts, und daran, daß er hier nicht wie in
der Chemie das große Glück gefunden hatte, einem Meister wie
BuNSEN zu begegnen, der ihm hilfreiche Hand darbot.
Mit dem Abschluß des Schulbesuchs begann sein Leben sich
noch einige Jahre in den üblichen Bahnen fortzusetzen. Augen-
scheinlich beeinflußt von seinen Neigungen und ausgezeichneten
Erfolgen auf dem Gymnasium hat er zunächst die in seinem Ab-
gangszeugnis schon erwähnte Absicht, Philologie und Theologie
zu studieren, ausgeführt und sich als guter Hannoveraner am
15. Oktober 1855 in Göttingen immatrikulieren lassen. Hier
hörte er, soweit sich dies jetzt noch nachweisen läßt, Vorlesungen
über Pindar, Aristoteles, Moliere, über Geschichte der Philosophie
und über Politik. Diesen philologischen und philosophischen, ja
auch theologischen Neigungen ist er zeitlebens treu geblieben.
Sie mögen auch mitgewirkt haben, das feste Freundschaftsband
zu knüpfen, das ihn in späteren Jahren mit KuNo FisciiER ver-
einigte. Im hohen Alter, nachdem er vom Amt zurückgetreten
war, beschäftigte er sich eingehender fast nur noch mit Fragen
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Erlernte richtig auf die Lösung von Aufgaben, weiche nicht zu
den schwereren gehören, angewandt werden/' In der Physik
wird gar der Mangel des Überblicks und jeder mathematischen
Begründung erwähnt. Er war eben von jeher ausgesprochen für
physiographische Naturbetrachtung veranlagt, und das, was wir
heute im engeren Sinne exakte Naturwissenschaft nennen, ist
ihm nie so recht geläufig gewesen. Die frühzeitige Erkenntnis,
daß die Schaffung einer mikroskopischen Kennzeichenlehre eine
absolute Notwendigkeit sei, um ihn zur Lösung seiner großen
Probleme zu befähigen, hat aber seinen weiten Blick den hohen
Wert exakter Forschungsmethoden später richtig einschätzen
lassen. Der Wortbegriff war ihm persönlich freilich immer viel
wichtiger und sympathischer als der Zahlbegriff. Zu welcher
Virtuosität er es dennoch bei dem Hantieren mit Zahlen
gelegentlich bringen konnte, geht klar aus seinen tiefdurchdachten
Untersuchungen über die chemischen Beziehungen der Eruptiv-
gesteine hervor. Was durch eisernen Fleiß auf physikalischem
Gebiet nachgeholt werden konnte, ist von ihm in redlichem Be-
mühen geschehen. Wenn er es trotzdem hier nicht ganz zu jener
Höhe wie in der Chemie, insbesondere der Gesteinsanalyse und
ihrer Interpretation brachte, so liegt dies nach meiner Auffassung
ohne Zweifel an dem Stand der Kristallphysik im dritten Quartal
des vorigen Jahrhunderts, und daran, daß er hier nicht wie in
der Chemie das große Glück gefunden hatte, einem Meister wie
BuNSEN zu begegnen, der ihm hilfreiche Hand darbot.
Mit dem Abschluß des Schulbesuchs begann sein Leben sich
noch einige Jahre in den üblichen Bahnen fortzusetzen. Augen-
scheinlich beeinflußt von seinen Neigungen und ausgezeichneten
Erfolgen auf dem Gymnasium hat er zunächst die in seinem Ab-
gangszeugnis schon erwähnte Absicht, Philologie und Theologie
zu studieren, ausgeführt und sich als guter Hannoveraner am
15. Oktober 1855 in Göttingen immatrikulieren lassen. Hier
hörte er, soweit sich dies jetzt noch nachweisen läßt, Vorlesungen
über Pindar, Aristoteles, Moliere, über Geschichte der Philosophie
und über Politik. Diesen philologischen und philosophischen, ja
auch theologischen Neigungen ist er zeitlebens treu geblieben.
Sie mögen auch mitgewirkt haben, das feste Freundschaftsband
zu knüpfen, das ihn in späteren Jahren mit KuNo FisciiER ver-
einigte. Im hohen Alter, nachdem er vom Amt zurückgetreten
war, beschäftigte er sich eingehender fast nur noch mit Fragen