12 (A. 8)
E. A. Wülfing:
Mit dem Wintersemester 1869/70 beginnt RosENBUSCH seine
zunächst durch die Zahl und die Mannigfaltigkeit seiner Vor-
lesungen überraschende akademische Tätigkeit. Bei seinem
späteren großen Einfluß als akademischer Lehrer möge dieser
Vorlesungstätigkeit etwas eingehender gedacht werden. Wir
finden schon in seinen Privatdozenten-Semestern eine vierstün-
dige Vorlesung neben zwei (!) anderen zweistündigen Vor-
lesungen und dazu noch zweistündige praktische Übungen
angekündigt. Historisch interessant ist, daß einige Vorlesungen
seiner ersten Semester lauten: Petrographie der kristallinischen
Gesteine, Über Petrogenesis und die metamorpliischen Prozesse
in den Gesteinen, Petrographie der kristallinischen Gesteine, mit
Berücksichtigung der mikroskopischen Verhältnisse; er ist also
gleich anfangs in das Gebiet eingedrungen, das ihn zeitlebens
beschäftigen sollte. Ferner wurden von ihm in Freiburg gelesen:
Mineralogie vierstündig, Geologie vierstündig, mikroskopische
Physiographie der Mineralien zweistündig (zuerst W. S. 1871/72).
Auch die Geologie der Umgegend Freiburgs bald mit, bald ohne
Exkursionen wird in einstündiger Vorlesung behandelt. Sogar
theoretische Kristallographie ist neben verschiedenen mineralogi-
schen und kristallographischen Übungen und Repetitorien im
Bestimmen der Mineralien mit und ohne Lötrohr angekündigt und
sicherlich auch mit Erfolg gelesen worden. Die Anerkennung seiner
Dozententätigkeit war gleich anfangs recht groß, ja zuweilen größer,
als es ihm erwünscht sein konnte. So begegnete ihm das Malheur,
daß ein für die Priesterlaufbahn bestimmter Studiosus des Frei-
burger Konvikts durch seine Vorlesungen so sehr gefesselt wurde,
daß er seinen ursprünglichen Lebensplan aufgab und sich den
Naturwissenschaften widmete. Von da ab wurde die Türe zwischen
seinen Vorlesungen und jener theologischen Anstalt dauernd
geschlossen (was übrigens dem Schreiber dieser Zeilen in ähnlicher
Weise mit dem Tübinger Konvikt begegnete).
RosENBUSCH hielt seine Vorlesung anfangs in seiner kleinen
der in engfischen Diensten Direktor einer großen Telegraphengesellschai't
im Mittelmeer war, auf Malta, Syra und Kreta. Diese Nachkommen haben
aber so viel fremdes Blut aufgenommen, daß sie trotz ihres deutschen Namens
ihre deutsche Sprache schon in der dritten Generation gänzlich vergessen
haben, und RosENBuscn einem seiner Großneffen Weihnachten vergangenen
Jahres eine deutsche Grammatik schenkte, damit er nicht ganz seines
deutschen Ursprungs vergesse.
E. A. Wülfing:
Mit dem Wintersemester 1869/70 beginnt RosENBUSCH seine
zunächst durch die Zahl und die Mannigfaltigkeit seiner Vor-
lesungen überraschende akademische Tätigkeit. Bei seinem
späteren großen Einfluß als akademischer Lehrer möge dieser
Vorlesungstätigkeit etwas eingehender gedacht werden. Wir
finden schon in seinen Privatdozenten-Semestern eine vierstün-
dige Vorlesung neben zwei (!) anderen zweistündigen Vor-
lesungen und dazu noch zweistündige praktische Übungen
angekündigt. Historisch interessant ist, daß einige Vorlesungen
seiner ersten Semester lauten: Petrographie der kristallinischen
Gesteine, Über Petrogenesis und die metamorpliischen Prozesse
in den Gesteinen, Petrographie der kristallinischen Gesteine, mit
Berücksichtigung der mikroskopischen Verhältnisse; er ist also
gleich anfangs in das Gebiet eingedrungen, das ihn zeitlebens
beschäftigen sollte. Ferner wurden von ihm in Freiburg gelesen:
Mineralogie vierstündig, Geologie vierstündig, mikroskopische
Physiographie der Mineralien zweistündig (zuerst W. S. 1871/72).
Auch die Geologie der Umgegend Freiburgs bald mit, bald ohne
Exkursionen wird in einstündiger Vorlesung behandelt. Sogar
theoretische Kristallographie ist neben verschiedenen mineralogi-
schen und kristallographischen Übungen und Repetitorien im
Bestimmen der Mineralien mit und ohne Lötrohr angekündigt und
sicherlich auch mit Erfolg gelesen worden. Die Anerkennung seiner
Dozententätigkeit war gleich anfangs recht groß, ja zuweilen größer,
als es ihm erwünscht sein konnte. So begegnete ihm das Malheur,
daß ein für die Priesterlaufbahn bestimmter Studiosus des Frei-
burger Konvikts durch seine Vorlesungen so sehr gefesselt wurde,
daß er seinen ursprünglichen Lebensplan aufgab und sich den
Naturwissenschaften widmete. Von da ab wurde die Türe zwischen
seinen Vorlesungen und jener theologischen Anstalt dauernd
geschlossen (was übrigens dem Schreiber dieser Zeilen in ähnlicher
Weise mit dem Tübinger Konvikt begegnete).
RosENBUSCH hielt seine Vorlesung anfangs in seiner kleinen
der in engfischen Diensten Direktor einer großen Telegraphengesellschai't
im Mittelmeer war, auf Malta, Syra und Kreta. Diese Nachkommen haben
aber so viel fremdes Blut aufgenommen, daß sie trotz ihres deutschen Namens
ihre deutsche Sprache schon in der dritten Generation gänzlich vergessen
haben, und RosENBuscn einem seiner Großneffen Weihnachten vergangenen
Jahres eine deutsche Grammatik schenkte, damit er nicht ganz seines
deutschen Ursprungs vergesse.