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Wülfing, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1914, 8. Abhandlung): Zur Erinnerung an Harry Rosenbusch — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37416#0017
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16 (A. 8)

E. A. Wülfing:

aufgenommen hatte, bezeichnete er die große Sommervorlesung
als Petrographie der Eruptivgesteine.
Aus der Nüchternheit dieser eben zusammengefaßten sich
mehr oder weniger wiederholenden Titel mineralogischer und
petrographischer Vorlesungen kann man nicht ihre stetig sich
entwickelnde Ausgestaltung erkennen. Diese Entwicklung mag
bei den mineralogischen Vorlesungen, wo er doch wohl im großen
und ganzen nur Schritt zu halten versuchte mit den diesen
Stoff behandelnden neuesten Lehr- und Handbüchern, nicht so
bedeutend gewesen sein wie bei denen der Petrographie; hier
aber stieg RosENBUSCH von Jahrzehnt zu Jahrzehnt höher und
höher empor, bis er, der Zeit weit voraus eilend, tatsächlich an
die Spitze aller Dozenten der Petrographie gelangte. Hier kam ihm
nicht nur seine enorme Erfahrung, seine absolute Beherrschung des
Stoffes und seine Dispositionsgabe, sondern auch seine wunderbare
Eigenschaft, als Lehrer den vorzutragenden Gedankengang im
Hörer sich entwickeln zu lassen, zu Hilfe, so daß dieser auch die
schwierigsten Kapitel der Petrographie in außerordentlicher
Deutlichkeit und Übersichtlichkeit vor sich entstehen sah. Der
Same, der hier von RosENBUSCH ausgestreut wurde, ist dann
auch reichlich aufgegangen und hat im Ausland wie in Deutsch-
land ausgezeichnete Früchte getragen.
Die großen Erfolge seiner Vorlesungen wurden wohl noch
übertroffen durch die der täglichen Unterweisung seiner Prakti-
kanten im Institut. Er war ja der Sohn eines Schulmeisters,
und es machte ihm augenscheinlich große Freude, seine angebore-
nen pädagogischen Eigenschaften hier in nie ermüdender treuer
Hingabe in den Dienst seiner geliebten Petrographie stellen
zu können. Aus allen Ländern, insbesondere aus den Vereinigten
Staaten Nordamerikas, kamen die Schüler in ausgewählter Zahl,
jüngere und ältere, ja manche schon in grauen Haaren, um von
ihm in die modernen petrographischen Methoden eingeführt zu
werden. — Wenn er die Abende und Nächte zur Niederschrift
seiner tausendfachen Beobachtungen benutzte, so war ihm am
Tage der Verkehr mit seinen Jüngern eine erfrischende Unter-
brechung seiner Sammlungsarbeiten oder seiner sonst restlos
alles Tageslicht ausnutzenden mikroskopischen Studien. Er
weilte gerne anregend und ermunternd unter seinen Schülern und
schloß manchen Freundschaftsbund, den er als eine köstliche
Errungenschaft in ausgedehnter Korrespondenz durchs Leben
 
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