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Trautz, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1915, 2. Abhandlung): Die Theorie der chemischen Reaktionsgeschwindigkeit und ein neues Grenzgesetz für ideale Gase: die Additivität der inneren Atomenergie — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34634#0017
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Die Theorie der chemischen Reaktionsgeschwindigkeit. (A. 2) 17
Diese Schädigung müßte ein unbekanntes chemisches
Hindernis ausdrücken, was natürlich immer möglich ist, aber ein
asylum ignorantiae bedeutet, also zu sachlichen Zwecken un-
brauchbar ist, solange kein experimenteller Hinweis darauf besteht.
Dilemma: ist thermodynamisch unentbehrlich
wegen der Existenz inverser Stoßreaktionen verschie-
dener Ordnung.
Gastheoretisch kann diese Funktion nicht ein-
treten ohne neue Annahmen ad hoc, deren Sinn un-
begreiflich ist.
Lösung: Die übliche Annahme der Existenz inverser
Stoßreaktionen verschiedener Ordnung ist falsch.
Dann fällt die Flugenergie aus allen Gleichgewichten von
Stoßreaktionen auch für reale Moleküle heraus, also aus allen
11. und höherer Ordnung, braucht also in die Geschwindigkeits-
konstanten dieser Ordnungen nicht einzugehen und darf es nach
dem Prinzip der Einfachheit auch nicht. Auf Reaktionen
1. Ordnung können sich Schlüsse aus der Stoßzahlformel gas-
kinetisch nicht erstrecken, denn sie sind von intermolekularen
Stößen unabhängig, die Formel aber nur für solche Stöße ab-
geleitet.
Daß man (scheinbar) inverse Reaktionen verschie-
dener Ordnung kennt, verbot bei Abfassung der ersten
Theorie 190 9 diesen Schluß. Der Grund scheint heute noch
schwerer zu wiegen, wo man die erste Reaktion glatt III. Ordnung:
2 NO Ci in Händen hat. Dazu kommt ein zweiter Gegengrund,
der nicht bindend ist: Wenn alle intermolekularen Stoß-
reaktionen Inverse gleicher oder erster Ordnung haben,
so kann durch sie nurVolumabnahme von Gasen bewirkt
werden oder das Volum bleibt gleich. Die beobachteten
Volumzunahmen sind dann alle Reaktionen I. Ordnung zuzu-
weisen. Sonderbar scheint der Schluß immerhin, obwohl formal
möglich.
Auf Grund der bisher üblichen Annahmen durfte also zwar
) T, keinesfalls aber T"*^ in üie Ausgangsformel eingeführt
werden, wenn letzteres aus Gliedern kam, die für inverse Stoß-
reaktionen nicht gleich waren.
Trotz der scheinbaren Unzulänglichkeit ist die neue Annahme
durchgerechnet und nachträglich als zulässig erwiesen worden.
Darüber wird im nachstehenden berichtet.

Sitzungsberichte d. Heidelb. Altad., matb.-nat. Kl. A. 1915. 2. Abh.

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