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Trautz, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1915, 2. Abhandlung): Die Theorie der chemischen Reaktionsgeschwindigkeit und ein neues Grenzgesetz für ideale Gase: die Additivität der inneren Atomenergie — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34634#0005
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Die Theorie der chemischen Reaktionsgeschwindigkeit. (A. 2) 5

II. Die Theorie der Reaktionsgeschwindigkeit in Gasen
(TRAUTZ 1909)2.
1. Das Grundtheorem entspringt nur strenger Auffassung
der Kausalität: Der Verlauf jedes chemischen Vorgangs
hängt nur von seinem Anfangszustand ab. Dabei darf
er natürlich nach Herstellung des Anfangszustandes nicht mehr
von außen beeinflußt werden. Ausführlicher analog zu den thermo-
dynamischen Sätzen: Die Geschwindigkeit jeder Reaktion
hängt nicht von den Zwischenzuständen ab, die sich
an den Anfangszustand anschließen. Daß es sich um keinen
neuen Satz handelt, zeigt die Form: Es gibt keine prädispo-
nierende Verwandtschaft.
Trotzdem ist er noch nicht Gemeingut, sonst könnte nicht
immer wieder behauptet werden, die Geschwindigkeit chemischer
Vorgänge müsse oder könne abhängen von Produkten, die erst
(intermediär) entstehen. Würde er nicht als neu empfunden, so
wäre es undenkbar, daß manche in der Theorie nicht mehr sehen
wollten, als eine gut anpaßbare Interpolationsformel, vergleichbar
etwa der ARRHENiusschen. Es wäre auch unverständlich, daß Herr
JELLINEK in seinem gründlichen Buch über die physikalische
Chemie der Gasreaktionen^ übersehen konnte, daß der Grund-
gedanke meiner und der nachherigen HARERSchen Theorie erstens
derselbe und zweitens nur ein Ausfluß des genannten Satzes ist,
der notwendig ist.
Unser Grundtheorem ist also ein vollkommen gewisser Satz,
schließlich nur das Axiom der modernen Physik: Zeitliche oder
räumliche Fernwirkungen gibt es nicht.
2. Folgerungen aus dem Grundtheorem und den Voraus-
setzungen. Da die zu 2) analogen Gleichungen auch für das
Reaktionsende gelten und dieses nach dynamischer Auffassung
sich mit lebhaftester Reaktion und Gegenreaktion, also
größtem ,,chemischem Leben" verträgt, nach dem KiRCH-
HOFFSchen Gesetz aber der Strahlungszustand eines im
thermodynamischen Gleichgewicht befindlichen abgeschlossenen
Gebildes eindeutig durch seine Temperatur bestimmt ist,
so folgt, daß beim Gleichgewicht auch die stärkste cherni-
2 M. TRAUTZ, Z. f. anorg. Chem. 1914, S. 319, Anm. 3.
^ K. JELLINEK, Physikalische Chemie d. Gasreaktionen. Leipzig.
Hirzel. 1913. S. 440 nnd 729ff.
 
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