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Trautz, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1915, 2. Abhandlung): Die Theorie der chemischen Reaktionsgeschwindigkeit und ein neues Grenzgesetz für ideale Gase: die Additivität der inneren Atomenergie — Heidelberg, 1915

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34634#0038
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38 (A. 3)

H. Trautz:

Bei gleicher Ungefährgeschwindigkeit werden die Reaktionen
I. Ordnung weit kleinere Temperaturkoeffizienten haben als die
II. Ordnung. Denn bei letzteren herrscht stärker die Exponential-
funktion, bei ersteren das Temperaturquadrat. Bei gleicher
Aktivierungswärme freilich muß das Verhältnis umgekehrt sein.
Diese Kleinheit des Temperaturkoeffizienten ist wichtig und wirft
ein neues Licht auf die schlechten Bedingungen, unter denen die
Reaktionen I. Ordnung arbeiten, wenn sie mit solchen II. Ordnung
bei tiefer Temperatur konkurrieren.
Nach Beseitigung der W sind jetzt Maxima der Geschwin-
digkeitskonstante nur bei höheren Ordnungen, also
durch Überlagerung von Gleichgewichten möglich, hei reinen
Reaktionen (I. unct II. Ordnung) unmöglich.
Daß die Energie gerade bei Reaktionen I. Ordnung nicht
hemmend in die Vorgänge eingreifen wird, ist ein letzter Grund
zu ihrer Beseitigung gewesen und zur Auffindung des neuen Gas-
gesetzes. Zudem sollte Vt mit der Schwingungszahl steigen und
mit dieser steigt doch nach unserem Ergebnis die Aussicht aufs
Reaktionsereignis.
Die Verschiedenheit der Temperaturkoeffizienten der inter-
molekularen und der intramolekularen Reaktionen bewirkt
eine ganz bestimmte Schichtung dieser Reaktionsklassen
mit der Temperatur.
Bei tiefer Temperatur herrschen Reaktionen II. Ord-
nungvor. Bei mittlerenwerden simultane Gleichgewichte
bei teilweise nicht sehr großen Geschwindigkeiten
anderer Reaktionen möglich, also Reaktionen höherer
Ordnung. Das sind die Bedingungen für das Leben von
Organismen. Bei hohen Temperaturen wird die Geschwin-
digkeit aller Reaktionen sehr hoch, die der II. Ordnung
steigt mit V T, die der ersten mit T^, da die Exponentiellen der
eins sich nähern. Dann gehen alle Reaktionen II. Ordnung unter
sich, ebenso die I. Ordnung unter sich fast gleich schnell, aber
viel rascher als die II. Ordnung. Dadurch sind Schlüsse auf die
Art der Reaktionen in gasförmigen Gestirnen möglich
und gezeigt, daß in ihnen eine sehr gleichförmige Panmixie der
vorhandenen Stoffe herrschen muß, wobei der Zustand weit auf
Seiten der Dissoziation liegt.
 
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