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Mohr, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1915, 7. Abhandlung): Die Baeyersche Spannungstheorie und die Struktur des Diamants — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34706#0006
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6 (A.7)

Ernst Mohr:

sich ohne andere Kräfte, z. B. hinreichend große Centrifugal-
kräfte, auf die Dauer gar nicht erhalten kann. Was an SACHSEs
Anschauungen heute nicht mehr aufrecht erhalten werden kann,
ist die Annahme, daß einige der Umwandlungen des Cyclohexans
oder seiner Substitutionsprodukte aus einer Form in eine andere
nicht von selbst erfolgen können. Es muß mit Nachdruck darauf
hingewiesen werden, daß der Widerstand, der bei einer ,,Version"
oder einer der anderen denkbaren Umwandlungen für einen kurzen
Moment auftritt und überwunden werden muß, ganz außerordent-
lich gering ist; er ist höchstens so groß, wie die Arbeit, die aufge-
wendet werden muß, um die in der ebenen Anordnung herrschende
Ringspannung herzustellen. Ob die intramolekularen, anziehenden
und abstoßenden, zwischen den Wasserstoffatomen und den Sub-
stituenten wirksamen Kräfte wirklich so groß sind, wie Sachse
annimmt, ist heute noch vollkommen unsicher. Der SACHSE sehe
Standpunkt kommt auf die Ablehnung des Prinzips der freien
Drehbarkeit hinaus. Dieses Prinzip konnte bisher weder bewiesen
noch widerlegt werden. Was bisher auf anderen Gebieten dagegen
vorgebracht wurde, gestattet keine sicheren Schlußfolgerungen.
Hier speziell hat die Annahme der gehemmten Drehbarkeit zu
Folgerungen geführt, die mit der Erfahrung nicht übereinstimmen.
Dagegen werden alle bei den Cy clohexanderivaten gemachten
Beobachtungen vollkommen zwanglos und zufriedenstellend durch
die Annahme erklärt, daß schon bei gewöhnlicher Temperatur
die Zusammenstöße mit anderen Molekülen genügen, um dem
Gyclohexanring der Reihe nach alle möglichen Formen zu geben.
Die Zahl der Isomeren in der Reihe des Cyclohexans und seiner
Substitutionsprodukte ist also auch bei spannungsfreier Anord-
nung der Kohlenstoffatome dieselbe, wie wenn die Ringatome
dauernd in einer Ebene lägen. Die SAcnsEsehen Modelle stehen
in keiner Weise mit der Erfahrung im Widerspruch, wenn man
ihnen das hier aus der Spannungstheorie abgeleitete Maß von
Beweglichkeit zuschreibt. Für Gonfigurationsbetrachtungen und
ähnliche Überlegungen kann man selbstverständlich die Annahme
des ebenen Rings beibehalten, denn er stellt wohl die übersicht-
lichste und die am einfachsten darstellbare unter allen möglichen
Formen dar, aber sicher nicht die einzig mögliche, vielleicht nicht
einmal eine besonders begünstigte.
An die Frage nach der spannungsfreien Form des Gyclohexan-
rings knüpft sich die Frage nach spannungsfreien Ringkombina-
 
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