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Curtius, Theodor [Editor]; Franzen, Hartwig [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1916, 7. Abhandlung): Über die chemischen Bestandteile grüner Pflanzen: 9. Über einige nicht flüchtige, in Wasser lösliche Bestandteile der Edelkastanienblätter — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34892#0011
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Über die chemischen Bestandteile grüner Pflanzen. IX. (A. 7) 11
Der erste Auszug wurde langsam in einer Schale verdunsten ge-
lassen; am Rande der Schale setzte sich ein Ring von Ellagsäure
ab, während am Roden geringe Mengen farbloser Nadeln aus-
kristallisierten. Diese Nadeln zeigten den Schmelzpunkt 235 bis
240° und lösten sich leicht in Wasser. Die wässerige Lösung redu-
zierte FEHLiNGSche Lösung beim Kochen; sie gab auf Zusatz von
wenig sehr verdünnter Eisenchloridlösung eine Elaufärbung; auf
Zusatz von konzentrierterer Eisenchloridlösung entstand ein blau-
schwarzer Niederschlag, der sich im Überschuß des Fällungsmittels
mit grüner Farbe löste. Es lag also Gallussäure vor. Die bei
der Hydrolyse des Gerbstoffes entstehenden Mengen Gallussäure
sind sehr klein, denn die weiteren Ätherauszüge geben beim Verdun-
sten keine Gallussäurekristalle mehr, sondern ausschließlich
Ellagsäure.
Der Rlattgerbstoff der Edelkastanie liefert also
bei der Hydrolyse außer Phlobaphenen, Glukose und
Ellagsäure, neben wenig Gallussäure.
Gleichzeitig mit der Untersuchung des Blattgerbstoffes wurde
auch eine solche des Rindengerbstoffes durchgeführt. 4 kg
frische Edelkastanienrinde (Spiegelrinde), welche im Mai abgenom-
men worden war, wurde in kleine Stücke geschnitten und mit
8 Liter Wasser 4 Stunden auf dem Dampfbade erhitzt. Der braune
Auszug wurde abgegossen und die Schnitzel noch ein zweitesmal
4 Stunden mit 5 Liter Wasser erhitzt. Die beiden Auszüge, 12
Liter, wurden vereinigt und in 50 ccm der Gehalt an Trockensub-
stanz ermittelt; der Rückstand wog lg. 6 % der Rinde waren also
in Lösung gegangen.
Zur Isolierung des Gerbstoffes wird der Auszug zum Sieden
erhitzt und mit soviel heiß gesättigter Bleiacetatlösung ver-
setzt, bis kein Niederschlag mehr ausfällt. Der sich gut absetzende
feine gelbe Niederschlag wird nach dem Abkühlen abgesaugt, mit
Wasser nachgewaschen, in 3 Liter Wasser aufgeschlämmt und mit
Schwefelwasserstoff zersetzt. Nach Entfernung des Bleisulfids
wird das hellbraune Filtrat im Vacuum auf 250 ccm eingedampft
und 50 ccm dieser Lösung in 1 Liter Alkohol unter Rühren ein-
tropfen gelassen, wobei nur ein ganz geringer Niederschlag aus-
fällt. Aus den 250 ccm wurde nur 1 g feste Substanz erhalten.
Die Kohlehydratsäure\ welche in so reichlicher Menge in den

i Siehe Seite 8 dieser Abhandlung.
 
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