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Wülfing, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1917, 12. Abhandlung): Der Viridin und seine Beziehung zum Andalusit — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.36397#0016
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16 (A.12)

E. A. WÜLFING :

Hiernach zeigen roter nnd grün-gelber Andalusit recht nahe
Verwandtschaft. Der grün-gelbe Andalusit ist ein wenig schwerer
als der rote, ein wenig höher lichtbrechend und relativ nicht unbe-
deutend geringer doppelbrechend. Die Achsenwinkel sind fast die
selben. Deutlich unterscheiden sich diese beiden Andalusite nur
durch ihre Absorptionsfarben.
Dagegen stimmt der Viridin eigentlich nur im Kristallsystem
und in der Spaltungsform mit dem roten und grün-gelben Anda-
lusit und ferner in der Qualität der Absorptionsfarben mit dem
grün-gelben Andalusit überein. In der Quantität dieser Absorp-
tionen übersteigt er aber beide Andalusite sehr erheblich und zeigt
schon im Dünnschliff Intensitätsunterschiede, die bei den Anda-
lusiten nur in millimeterdicken Platten auftreten. Auch die meisten
anderen Eigenschaften lassen recht bemerkenswerte Unterschiede
erkennen, die ich hier nochmals kurz angeben will. Die Härte ist
geringer, die Dichte größer, die Lichtbrechung und vor allem die
Doppelbrechung (y —x) stärker, so daß letztere die des roten
Andalusits 2%mal, die des grünen Andalusits sogar 4 mal über-
steigt. Der Achsenwinkel des Viridins ist deutlich kleiner als bei
Andalusit, und der optische Charakter sowohl der Prismenzone
als auch des Minerals umgekehrt wie bei Andalusit.
Genügen diese Eigenschaften nun, den Viridin als eine be-
sondere Mineralspezies anzusprechen, insbesondere ihn auch vom
grün-gelben Andalusit zu trennen ? Oder lassen sich vielleicht
doch Übergänge konstruieren, die die Verwandtschaft dieser
Mineralien aufdecken und die Zugehörigkeit zu einer isomorphen
Reihe wahrscheinlich machen ?
Bis jetzt haben bei der Orientierung immer die Kohäsions-
verhältnisse das entscheidende Wort gesprochen, wonach also die
Spaltungsformen beider Mineralien als vertikales rhombisches
Prisma aufgefaßt wurden. Bei dieser Aufstellung ist nun aber,
wie wir gleich sehen werden, an einen Übergang der optischen
Eigenschaften von Andalusit zu Viridin nicht zu denken. Der
Achsenwinkel 2V müßte nicht nur von 84° auf 71° verkleinert
werden, was nach unseren Erfahrungen ja leicht vorstellbar wäre,
sondern es müßte auch eine Vertauschung der Vektoren a und c
eintreten, was nun allerdings bei einer stetigen Vektorenänderung
ganz andere Schwierigkeiten bereitet. Die optische Orientierung
hätte, um nur einen Weg anzudeuten, folgende Stadien zu durch-
laufen:
 
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