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Wülfing, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1917, 12. Abhandlung): Der Viridin und seine Beziehung zum Andalusit — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.36397#0018
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18 (A. 12) E. A. WüLFfNG: Der Viridin und seine Beziehung zum Andalusit.
winkligen Spaltungsformen nicht mehr parallel, sondern bildeten
beim Andalusit ein vertikales Prisma und beim Viridin ein Längs-
doma. Wer diesen gewaltsamen Kunstgriff der Parallelorientierung
der optischen Vektoren anwenden wollte, um den Übergang der
optischen Eigenschaften herbeizuführen, sollte aber dann irgend-
welche Anhaltspunkte dafür angeben können, daß in einer iso-
morphen Reihe eine ausgesprochene Spaltbarkeit so ganz ver-
schieden auf tritt.
Wir müssen jedenfalls daran festhalten, daß im Andalusit
ein Mineral mit prismatischer Spaltbarkeit parallel zum größten
optischen Vektor a vorliegt und daß im Viridin zwar eine Spaltbar-
keit ähnlicher Art, aber parallel zum kleinsten optischen Vektor vor-
handen ist. Dieser ganz erhebliche Unterschied ist nicht aus der
Welt zu schaffen und schließt die Zugehörigkeit zu einer isomor-
phen Reihe vollständig aus. Wir können wohl, um dies noch ein-
mal zusammenzufassen, die Spaltungsformen parallel orientieren,
dann ist die Deutung des Überganges der optischen Eigenschaften
des Andalusits in die des Viridins ausgeschlossen. Oder wir können
die optischen Vektoren parallel orientieren, um dadurch hier die
Übergänge begreiflicher zu machen; dann aber geraten wir mit den
Kohäsionsverhältnissen in Widerspruch, und noch dazu bei zwei
vermeintlichen Gliedern einer isomorphen Reihe, die gar nicht
so weit voneinander abstehen würden. Diese für eine isomorphe
Reihe unlösbaren Widersprüche sind wichtig genug, die beiden
Mineralien Andalusit und Viridin als zwei gesonderte Arten zu
betrachten und demnach den Viridin nicht als einen ,,Mangan-
andalusit" oder als eine ,,Abart des Andalusits" sondern als ein
Mineral für sich zu bezeichnen. — Das Tonerdesilikat von der
einfachen Zusammensetzung Al^SiO^ mit gelegentlicher Vertretung
eines Teils der Tonerde durch Eisen- und Manganoxyd ist nun
nicht mehr als trimorph sondern als tetramorph anzusehen, da sich
zu den drei Mineralarten Andalusit, Sillimanit und Disthen jetzt
noch der Viridin als vierte Art gesellt.

Heidelberg, den 28. August 1917.
 
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