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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1919, 1. Abhandlung): Die Bedeutung des Pliozäns für die Morphologie Südwestdeutschlands — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36491#0026
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18 (A.l)

WILHELM &ALOMON:

sehe Profil des Weinheimer Gebirgsrandes deuten ebenfalls auf
die Fortdauer sehr junger Bewegungen des Gebirges.
Fragen wir uns nun zum Schluß nach der Zeit der Zerschnei-
dung der pliozänen Gleichgewichtsfläche\ so bestehen nur zwei
Möglichkeiten. Sie fällt entweder ganz in das Jungpliozän, oder
zum Teil noch in das ältere Diluvium, während epigonenhafte
Bewegungen noch in der Gegenwart anhalten. Die Neubelebung
der Höhendifferenzen von Gebirge und Ebene, die auf S. 13 be-
sprochene Umkehrung der Höhenlage des Südens und Nordens
sind nun wohl zweifellos auf den Seitendruck des sich emporwöl-
benden Schweizer Juragebirges zurückzuführen. Wir wissen aber
durch BuxTORFs Untersuchungen, daß dort Überschiebungen
über das Miozän nachgewiesen sind. Es ist sehr wahrscheinlich,
wie das ja von Schweizer Geologen wiederholt ausgesprochen
worden ist, daß diese für die Gestaltung Mitteleuropas so wichtige
Gebirgsbildung ihre Hauptphase erst im Oberpliozän erreichte.
Auch nach den geschilderten Verhältnissen von Südwestdeutsch-
land ist das sehr wahrscheinlich. Die Verwerfungen, die das Land-
schaftsbild der Ränder der oberrheinischen Ebene so stark beein-
flussen, sind in ihrer heutigen Gestalt jungpliozän, ja zum Teil
vielleicht erst altdiluvial, wenn auch wohl meist schon in oligo-
zäner Zeit angelegt. Denn die Verteilung der oligozänen Strand-
konglomerate zeigt, daß zur Zeit ihrer Bildung das alte Ufer meist
nicht weit von den jetzigen Steilrändern entfernt war; dagegen
griff der Septarienton weit über die heutigen Randgebirge über;
denn, wie KsssnER in seiner bekannten Arbeit über ,,die ter-
tiären Küstenkonglomcrate in der mittelrheinischen Tiefebene"
(Mitteil. geol. Land. Eis.-Lothringen VII, 1911, S. 276) sehr richtig
angibt, schneidet der Septarienton an den jetzigen Randspalten
des Grabens scharf ab. Seine Strandfazies ist nicht bekannt E
Sie muß also gebirgseinwärts gelegen haben. In den tiefen Gräben
des Odenwaldes ist kein Septarienton und überhaupt keine marine
' SCHEU (Zur Morphologie der schwäbisch-fränkischen Stufenland-
schaft. Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde) spricht von
der ,,miozänen Peneplaine", meint aber wohi ebenso wie ich die Abtragungs-
fiäche, auf der das Piiozän im Gebirge aufhegt. Ich ziehe den Ausdruck
,,Gleichgewichtsfläche" vor, da es sich um eine Fläche handelt, die nur z. T.
Abtragungsfläche, z. T. aber die Oberfläche einer Aufschüttungsebenc ist.
3 Ich sehe hier natürlich von der mir bekannten Tatsache ab, daß der
Meeressand die Strandfazies des älteren Teiles des Septaricntones ist. Hier
handelt es sich aber um den transgredierenden jüngeren Teil.
 
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