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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1919, 1. Abhandlung): Die Bedeutung des Pliozäns für die Morphologie Südwestdeutschlands — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36491#0027
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Die Bedeutung des Piiozäns für die Morphologie Südwestdeutschi. (A. 1) 19

Tertiärbildung erhalten. Das beweist nun freilich nicht, daß das
tertiäre Meer nicht bis dorthin gereicht haben kann. Denn es ist
sehr viel wahrscheinlicher, daß auch die großen Gräben von Eber-
bach und Erbach, die zum Teil landschaftlich unausgeglichen sind,
ebenfalls jüngere Entstehung haben.
Ich möchte nicht glauben, daß die starke Ausbreitung des
Septarientonmeeres auf Abbrechen der Gebirgsränder an Ver-
werfungen beruht. Weitaus wahrscheinlicher ist mir die Annahme,
daß sich das ganze Gebiet damals epeirogenetisch senkte. Doch
kann man darüber allerdings verschiedener Meinung sein. Jeden-
falls spricht für meine Auffassung von dem jungen Alter der heu-
tigen Randverwerfungen des Rheintalgrabens die Tatsache, daß
diese Verwerfungen landschaftlich bis zum heutigen Tage scharf
hervortreten, also unausgeglichen sind. Übrigens ist es falsch,
den die Gebirge gegen die Ebene begrenzenden, landschaftlich am
schärfsten hervortretenden Sprung ohne weiteres als die ,,Haupt-
spalte" des oligozänen Grabenbruchs anzusehen. Was wir dort
beobachten, sind sicherlich meist nur die posthumen phozänen
oder diluvialen Sprünge. Die oligozänen Hauptsprünge könnten
sogar zum Teil unter den Alluvionen der Rheinebene verborgen
hegen. Das ist von hoher Bedeutung für die auch von mir oft er-
örterte Frage nach ihrer Stellung, nämlich nach ihrer Kon-
vergenz oder Divergenz^. Was man bisher Haupt Ver-
werfung zu nennen pflegte, ist diejenige Verwerfung,
bis an deren Abfall die Auffüllung des Grabens heute
zufälligerweise heranreicht. Auch das Auftreten der Küsten-
konglomerate neben einer Verwerfung beweist nicht, daß diese als
Haupt Verwerfung aufzufassen ist, sondern nur, daß das alte Meer
seinen Spiegel so hoch hatte, daß die noch tieferen Gebirgsstufen
ertranken.

ZUSAMMENFASSUNG.

Gehen wir von der Gegenwart rückwärts, so treffen wir zur
Zeit des Pliozäns eine den größten Teil von Südwestdeutschland
und sicher auch einen erheblichen Teil des Rheinischen Schiefer-

i Die Bedeutung der Messung und Kartierung von gemeinen Klüften
und Harnischen mit besonderer Berücksichtigung des Rheintalgrabens.
Z. d. d. geol. Ges. 1911, Bd. 63, 8. 496 u. f.
 
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