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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1919, 1. Abhandlung): Die Bedeutung des Pliozäns für die Morphologie Südwestdeutschlands — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36491#0028
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20 (A. 1)

WILHELM SALOMON:

gebirges bedeckende Abtragungsfläche in etwa gleicher Höhe mit
der oberrheinischen Ebene an. Über diese Gleichgewichtsfläche
floß der Urmain aus dem Gebiete der heutigen Wetterau nach
Norden, während der Urrhein noch durch die Burgunder Pforte
abfloß. Alles, was heute das Relief von Westdeutschland charak-
terisiert, fehlte. Da wölbte sich im Oberpliozän der Schweizer
Jura in die Höhe. Gleichzeitig und wohl durch seinen Seitendruck
faltete sich SW-Deutschland in die großen Sättel Schwarzwald-
Wasgenwald im Süden, Odenwald-Pfälzerwald im Norden. Der
oberflächlich unkenntlich gewordene oberrheinische Graben ver-
sank von neuem im Verhältnis zu seinen hochaufsteigenden Rän-
dern in die Tiefe. Der Urrhein bog nach Norden um, vereinigte
sich mit dem Urmain und schnitt sich in das langsam aufsteigende
rheinische Schiefergebirge ein. Die Randgebirge des oberrheini-
schen Grabens aber wurden durch die neubelebte Erosion skul-
piert und teils tief zerschnitten, teils zu flachen Stufenlandschaften
umgearbeitet. Reste der alten pliozänen Gleichgewichtsfläche und
ihrer pliozänen Deckschichten sind noch an vielen Stellen erkenn-
bar.
Daß auch ältere tertiäre Abtragungsflächen vorhanden ge-
wesen sein mögen, ist wahrscheinlich, ja aus bestimmten Schicht-
diskordanzen mit Sicherheit zu erschließen. Morphologisch spielen
sie aber kaum irgendwo eine bemerkenswerte Rolle.

Nachschrift. Da mir viel daran lag, die Meinung eines
ausgezeichneten Kenners der Bodenkunde über das Problem der
Moorbleichung zu hören, so wandte ich mich noch nachträglich
an Herrn Prof. RAMANN in München und erhielt von ihm die
folgende Mitteilung, die ich mit seiner Erlaubnis wörtlich wieder-
gebe (Datum 21. 11. 1919): ,,Ausgebleichte, d. h. von Eisenver-
bindungen durch Auswaschung mehr oder weniger freie und häufig
durch sehr geringen Humusgehalt etwas graulich gefärbte Sande
sind in allen Braunkohlengebieten häufig. Die Eigenschaften die-
ser Sande entsprechen den ,,Bleichsanden" der Heiden, den ^Pod-
solboden"; sie machen die herrschende Bodenform der nieder-
schlagsreichen, verdunstungsarmen nordeuropäischen Gebiete aus.
Ich kenne derartige ausgebleichte tertiäre Sande in großer Aus-
dehnung aus den märkischen und anderen norddeutschen Braun-
 
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