]n der Feierstunde dieses Sommersemesters treten wir hin
an seine Ruhestätte, tiefbewegt, und legen den Lorbeer nieder
mit der hehren Aufschrift: ,,Usque ego postera crescam laude
recens". Friede seinen Manen und heller Ruhm seinem Andenken!
Wie aber der Grund gelegt wurde zu diesem Ruhm, wie er ihn
immer neu mehrte in seinem langen arbeitsreichen und reich geseg-
neten Leben, das zu schildern soll heute das Ziel unserer Retrach-
tung sein.
Sechzig Jahre hat MoiuTZ ÜANTOR an unserer Rupcrto-
Karola gelehrt, war er tätig als der große Forscher, denn in ihm
brannte die heilige Flamme der Begeisterung, selbstloser und
inniger Hingabe an die Wissenschaft, der er diente. Sie befähigte
ihn zu der wundervollen harmonischen Gestaltung seiner Stoffe,
die so monumentales Leben unter seiner Feder gewannen wie der
Marmor unter dem Meißel eines Michelangelo. Dessen Werken
vergleichbar stehen seine klassischen Bände heute da als die
sicheren Pfeiler der mathematischen Historie, welche durch sein
Wirken an Deutschlands ältester Hochschule ein so wertvoller
Kulturbesitz geworden ist. Aus der badischen Heimat heraus
ist er erwachsen, denn CANTOR war geborener Badener. Im benach-
barten Mannheim wurde er am 23. August 1829 geboren und in
Mannheim besuchte er auch die Oberklassen des Gymnasiums,
das er als einer der besten Schüler im Jahre 1848 mit der Univer-
sität Heidelberg vertauschen konnte. Oft hörte ich ihn erzählen
aus seinen Kindheitsjahren, wovon er einige in Frankfurt a. M.
verbrachte, dem vorübergehenden Wohnsitz seiner Eltern. Er
war ein schwächliches Kind, das erst durch Salzbäder seine Kon-
stitution kräftigen und längere Zeit durch Hauslehrer unterrichtet
werden mußte. Niemand hätte gedacht, daß er das hohe Alter
von über 90 Jahren einst erreichen würde. Aber der Geist war es,
der den Körper zwang und schuf, der ihn in kurzer Zeit schon die
Früchte anstrengenden Studiums pflücken ließ. Zu seinen schön-
sten Studienerinnerungen gehörte das im W. S. 1850/51 gehörte
Kolleg ,,Üher die Methode der kleinsten Quadrate", das er beim
großen GAUSS in Göttingen besuchte. 50 Jahre später, in seinen
an seine Ruhestätte, tiefbewegt, und legen den Lorbeer nieder
mit der hehren Aufschrift: ,,Usque ego postera crescam laude
recens". Friede seinen Manen und heller Ruhm seinem Andenken!
Wie aber der Grund gelegt wurde zu diesem Ruhm, wie er ihn
immer neu mehrte in seinem langen arbeitsreichen und reich geseg-
neten Leben, das zu schildern soll heute das Ziel unserer Retrach-
tung sein.
Sechzig Jahre hat MoiuTZ ÜANTOR an unserer Rupcrto-
Karola gelehrt, war er tätig als der große Forscher, denn in ihm
brannte die heilige Flamme der Begeisterung, selbstloser und
inniger Hingabe an die Wissenschaft, der er diente. Sie befähigte
ihn zu der wundervollen harmonischen Gestaltung seiner Stoffe,
die so monumentales Leben unter seiner Feder gewannen wie der
Marmor unter dem Meißel eines Michelangelo. Dessen Werken
vergleichbar stehen seine klassischen Bände heute da als die
sicheren Pfeiler der mathematischen Historie, welche durch sein
Wirken an Deutschlands ältester Hochschule ein so wertvoller
Kulturbesitz geworden ist. Aus der badischen Heimat heraus
ist er erwachsen, denn CANTOR war geborener Badener. Im benach-
barten Mannheim wurde er am 23. August 1829 geboren und in
Mannheim besuchte er auch die Oberklassen des Gymnasiums,
das er als einer der besten Schüler im Jahre 1848 mit der Univer-
sität Heidelberg vertauschen konnte. Oft hörte ich ihn erzählen
aus seinen Kindheitsjahren, wovon er einige in Frankfurt a. M.
verbrachte, dem vorübergehenden Wohnsitz seiner Eltern. Er
war ein schwächliches Kind, das erst durch Salzbäder seine Kon-
stitution kräftigen und längere Zeit durch Hauslehrer unterrichtet
werden mußte. Niemand hätte gedacht, daß er das hohe Alter
von über 90 Jahren einst erreichen würde. Aber der Geist war es,
der den Körper zwang und schuf, der ihn in kurzer Zeit schon die
Früchte anstrengenden Studiums pflücken ließ. Zu seinen schön-
sten Studienerinnerungen gehörte das im W. S. 1850/51 gehörte
Kolleg ,,Üher die Methode der kleinsten Quadrate", das er beim
großen GAUSS in Göttingen besuchte. 50 Jahre später, in seinen