Moritz Cantort
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Länge eines Bogens und dem zugehörigen Abszissenstück gegeben
sind. Die Untersuchung soll so geführt werden, daß die Gl.
zwischen s und x in solche zwischen rechtwinkligen Koordinaten
verwandelt werden." Zunächst kommt es auf allgemeingültige
Umwandlungsformeln in dieser Hinsicht an. Er untersucht die
allgemeine Gl. 1. und 2. Grades in x und s. Im Schlußparagraphen
der Arbeit wird angedeutet, welches Verfahren einzuschlagen ist,
um eine zwischen x und s gegebene Gleichung in eine zwischen
P o 1 a r k o o r d i n a t e n u m z u w a n d e 1 n.
Im S. S. 1852 treffen wir den jungen Doktor in Berlin, wo
er u. a. die Vorlesung DmiCHLETs über bestimmte Integrale hörte,
von der er in der Plauderei ,,Phantasie und Mathematik",
Deutsche Revue, März 1903, Jahrg. 28, p. 364, wiederabgedruckt
m der ,,Frankl. Ztg." 4. III. 1903, Nr. 63, berichtet: ,,Im Sommer
1852 hörte ich in Berlin bei DiRicuLET eine Vorlesung über be-
stimmte Integrale. Er trug uns eines Tages die Lehre vom Dis-
kontinuitätsfaktor, eine seiner glänzendsten Erfindungen, vor. Am
Schlüsse seiner Auseinandersetzung bemerkte er: ,,Das ist ein
ganz einfacher Gedanke, aber —-und dabei strich er schmunzelnd
seinen Bart —wenn man ihn nicht hat, so hat man ihn eben nicht."
ln diesem Aufsatz erzählt CANTOR auch von STEINER, mit dem
er in Berlin bekannt wurde, einige charakteristische Züge; wie
dieser große Synthetiker im Gegensatz zu PLÜCKER nie zeichnete,
sondern mit geistigem Auge die Figuren vor sich sah, die zu den
zahllosen von ihm entdeckten Sätzen in der Ebene und im Raume
gehörten und dabei mit kaum jemals trügender Sicherheit verfuhr.
Und in dem von ihm verfaßten Artikel ,, Jakob Steiner" in der
Allgemeinen Deutschen Biographie Bd. 35, p. 703 ,,Steiners
Vorträge erheischten ein sehr fleissiges Mitarbeiten der Zuhörer
und wurden deshalb von vielen nicht andauernd besucht."
Aber der Norden konnte CANTOR nicht dauernd fesseln. Im
Jahre 1855 nach Ostern habilitierte er sich in Heidelberg. Auch
die nach seiner Habilitation für seine Vorlesungen ausgearbeiteten
,,Grundzüge einer Elementararithmetik" zeigen nur ent-
fernt jenes Ziel seiner Studien, welche seine Veröffentlichungen
weit über sein Vaterland hinaus bekannt machten. Diese Rich-
tung gibt sich erstmals deutlich kund in der Abhandlung, weiche
CANTOR im 1. Jahrgang der Zeitschrift für Mathematik und Physik
veröffentlichte: Über die Einführung unserer gegenwär-
tigen Ziffern in Europa, S. 65—74. Nun folgte 1857 im
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Länge eines Bogens und dem zugehörigen Abszissenstück gegeben
sind. Die Untersuchung soll so geführt werden, daß die Gl.
zwischen s und x in solche zwischen rechtwinkligen Koordinaten
verwandelt werden." Zunächst kommt es auf allgemeingültige
Umwandlungsformeln in dieser Hinsicht an. Er untersucht die
allgemeine Gl. 1. und 2. Grades in x und s. Im Schlußparagraphen
der Arbeit wird angedeutet, welches Verfahren einzuschlagen ist,
um eine zwischen x und s gegebene Gleichung in eine zwischen
P o 1 a r k o o r d i n a t e n u m z u w a n d e 1 n.
Im S. S. 1852 treffen wir den jungen Doktor in Berlin, wo
er u. a. die Vorlesung DmiCHLETs über bestimmte Integrale hörte,
von der er in der Plauderei ,,Phantasie und Mathematik",
Deutsche Revue, März 1903, Jahrg. 28, p. 364, wiederabgedruckt
m der ,,Frankl. Ztg." 4. III. 1903, Nr. 63, berichtet: ,,Im Sommer
1852 hörte ich in Berlin bei DiRicuLET eine Vorlesung über be-
stimmte Integrale. Er trug uns eines Tages die Lehre vom Dis-
kontinuitätsfaktor, eine seiner glänzendsten Erfindungen, vor. Am
Schlüsse seiner Auseinandersetzung bemerkte er: ,,Das ist ein
ganz einfacher Gedanke, aber —-und dabei strich er schmunzelnd
seinen Bart —wenn man ihn nicht hat, so hat man ihn eben nicht."
ln diesem Aufsatz erzählt CANTOR auch von STEINER, mit dem
er in Berlin bekannt wurde, einige charakteristische Züge; wie
dieser große Synthetiker im Gegensatz zu PLÜCKER nie zeichnete,
sondern mit geistigem Auge die Figuren vor sich sah, die zu den
zahllosen von ihm entdeckten Sätzen in der Ebene und im Raume
gehörten und dabei mit kaum jemals trügender Sicherheit verfuhr.
Und in dem von ihm verfaßten Artikel ,, Jakob Steiner" in der
Allgemeinen Deutschen Biographie Bd. 35, p. 703 ,,Steiners
Vorträge erheischten ein sehr fleissiges Mitarbeiten der Zuhörer
und wurden deshalb von vielen nicht andauernd besucht."
Aber der Norden konnte CANTOR nicht dauernd fesseln. Im
Jahre 1855 nach Ostern habilitierte er sich in Heidelberg. Auch
die nach seiner Habilitation für seine Vorlesungen ausgearbeiteten
,,Grundzüge einer Elementararithmetik" zeigen nur ent-
fernt jenes Ziel seiner Studien, welche seine Veröffentlichungen
weit über sein Vaterland hinaus bekannt machten. Diese Rich-
tung gibt sich erstmals deutlich kund in der Abhandlung, weiche
CANTOR im 1. Jahrgang der Zeitschrift für Mathematik und Physik
veröffentlichte: Über die Einführung unserer gegenwär-
tigen Ziffern in Europa, S. 65—74. Nun folgte 1857 im