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Deecke, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1920, 3. Abhandlung): Die Herkunft der west- und süddeutschen Sedimente — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.36511#0016
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16 (A. 3)

W. DEECKE:

schwedisch-finnischen Tafel einst lagernden Oldredschichten gehabt.
In der oberen Kreide geschah die Zerstörung der Obersilurdeckc
und gab die mächtige Cenoman-Danienserie. Der Paläozänton
entspricht den Graptolithenschiefern, der Septarienton und Stet-
tiner Sand den Alaunschiefern und Sandsteinen im schwedischen
Kambrium. Mit dem Miozän begann das Grundgebirge seinen
Beitragzu liefern, bis das Eis im Diluvium ebenfalls wie überall die
Trümmer des kristallinen Kernes in die Senken am Rande des
Gletschers schaffte.
Wir haben also im Norden Europas: 1. die von Faltungen
unberührte flache russisch-finnische Tafel, 2. eine mehr oder
minder denudierte, jetzt als eigentliche Ostseerinne erscheinende
Hohlform, 3. das schwedisch-norwegische Massiv, das sich seit
dem Druck des kaledonischen Faltenwurfes nach SO abdacht und
daher nach S und SO seine Sedimentdecken verliert, 4. das Nord-
seegebiet, das immer wieder teilweise unter den Meeresspiegel sank
und seinen Schutt von Norden her nach Süden abgab, 5. das eng-
lische Inselgebiet mit den alten Kernen von Schottland, Irland,
Wales, Cornwall, wozu Bretagne, Cotentin, Ardennen und die
unterrheinische Masse gehören. Quer hindurch zieht die meso-
zoische Eindellungszone der baltischen Straße von Nordfrankreich
bis Polen, als deren Rest der südliche Teil der Nordsee und die süd-
baltische Ostsee aufzufassen sind. In Zentraleuropa haben wir
die zwar zerstückelte, aber durch alle jüngere Decken wieder durch-
leuchtende Schwelle des karbonischen Gebirges, dieser parallel
die Alpenfaltungszone mit ihrem nördlichen, oft als lange Mulde
erscheinenden Vorlande. Schräg, d. h. NW bis SO, wird diese
varistische Zone durchsetzt von dem herzynischen Bruchsystem,
das vor allem den Horst der Böhmischen Masse schafft mit den
beiden rechts und links derselben immer wieder belebten Ein-
sackungsstreifen. Man denke an die triadisch-jurassische Sediment-
serie in England, Nordwestdeutschland und Hessen, Schwaben
auf der westlichen Seite und an die obercretacisch-alttertiäre nach
Schlesien laufende Einmuldung auf der anderen und daß sich die
letzte noch heute in den Flußläufen von Elbe und Oder ausprägt.
Zwischen beide schiebt sich der Keil: Böhmische Masse—Thüringen
— Harz ein. Die herzynische Bruchbildung reicht im Nordosten
bis Bornholm, Schonen, Kattegat, im Westen bis in das nieder-
rheinisch-holländische Gebiet. Besonders scheint das Areal zwischen
Schonen und den Ardennen von ihr beherrscht zu sein.
 
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