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W. Deecke-
ausliefen und Buchten genug enthielten, in denen sich solches Plankton
anzusammeln vermochte. Dies ist um so wahrscheinlicher, als durch das
mitteleuropäische varistische Gebirge die Verbindung zwischen dem
zentral-russischen und dem belgisch-irischen Meere unterbrochen war.
Eine jede aus dem asiatischen Meere in das zentralrussische Becken von
Osten eintretende Drift mußte in Zentraleuropa zu einem Küstenstrom
werden, der an der böhmisch-mährischen Masse und an denStidalpen entlang
nach Süden führte, daher die mittel- und oberkarbonischen Fusulinen in
den heutigen ostalpinen Strich, in die dalmatischen Gegenden und um
Calabrien herum nach Sizilien trieb, wo wieder eine Verbindung über
Südspanien mit einem westlicheren offenen Meere möglich wurde. Des-
gleichen scheinen die sizilianischen Scacchinellen aus dem Osten zu stam-
men, wo wir die Richthofenien vorzugsweise heimisch finden. —- Auf-
fallend bleibt die allgemeine Verbreitung einzelner kulmischer Arten,
z. B. Pr. semireticulatus, Pr. giganteus, die um Südeuropa herum-
reichen, in Irland und Belgien ebenso wie im Ural vorkommen. Man
könnte daraus schließen, daß im Anfang des Karbons über Norddeutsch-
land das russische und westeuropäische Meer noch in direkter Verbin-
dung standen. Die Entwickelung dieser Brachiopoden ist später in
Rußland eine durchaus selbständige und daher eigenartige. Aus jener
kulmischen Zeit mit einer südlich von Skandinavien laufenden schmalen
Meeresstraße wäre auf die Paläonummuliten hinzuweisen. Wir treffen
sie in Nordamerika, Irland, Belgien und im Moskauer Becken, aber
nirgends häufig. Ich bin eigentlich der Meinung, daß dies westliche
Formen waren, welche der Gegenströmung angehören, also von Süd-
westen nach Nordosten wanderten oder vertragen wurden und daher vor
allem nördlich vom varistischen Gebirge und dessen auftauchenden
Inselzügen sich verbreiteten. Sie gehören in Westeuropa etwas tieferen
Schichten an als die im Osten.
Über die Binnenmeere des deutsch-englischen Zechsteins und der
germanischen Trias spreche ich später, weil in beiden besondere Be-
dingungen herrschten, und gelange daher gleich zur alpinen Trias. In
jener Zeit war die Tethys fertig und von Indien nach dem Mittelmeer die
Straße entwickelt, an deren Nordrand sich die eurasische Festland-
masse einheitlich, obwohl von Binnenmeeren durchsetzt, ausdehnte. Man
sieht an der Verteilung der Gyroporellen und Diploporen, wie deren
Sporen aus dem osteuropäischen Areal immer weiter nach Westen ver-
teilt werden, wobei sie fast gleichzeitig mit Crinoiden und Brachiopoden
(Retzia) in das westalpine und germanische Küstengebiet eindringen und
südlich der Böhmer Masse bis in die helvetischen Voralpen gelangen,
W. Deecke-
ausliefen und Buchten genug enthielten, in denen sich solches Plankton
anzusammeln vermochte. Dies ist um so wahrscheinlicher, als durch das
mitteleuropäische varistische Gebirge die Verbindung zwischen dem
zentral-russischen und dem belgisch-irischen Meere unterbrochen war.
Eine jede aus dem asiatischen Meere in das zentralrussische Becken von
Osten eintretende Drift mußte in Zentraleuropa zu einem Küstenstrom
werden, der an der böhmisch-mährischen Masse und an denStidalpen entlang
nach Süden führte, daher die mittel- und oberkarbonischen Fusulinen in
den heutigen ostalpinen Strich, in die dalmatischen Gegenden und um
Calabrien herum nach Sizilien trieb, wo wieder eine Verbindung über
Südspanien mit einem westlicheren offenen Meere möglich wurde. Des-
gleichen scheinen die sizilianischen Scacchinellen aus dem Osten zu stam-
men, wo wir die Richthofenien vorzugsweise heimisch finden. —- Auf-
fallend bleibt die allgemeine Verbreitung einzelner kulmischer Arten,
z. B. Pr. semireticulatus, Pr. giganteus, die um Südeuropa herum-
reichen, in Irland und Belgien ebenso wie im Ural vorkommen. Man
könnte daraus schließen, daß im Anfang des Karbons über Norddeutsch-
land das russische und westeuropäische Meer noch in direkter Verbin-
dung standen. Die Entwickelung dieser Brachiopoden ist später in
Rußland eine durchaus selbständige und daher eigenartige. Aus jener
kulmischen Zeit mit einer südlich von Skandinavien laufenden schmalen
Meeresstraße wäre auf die Paläonummuliten hinzuweisen. Wir treffen
sie in Nordamerika, Irland, Belgien und im Moskauer Becken, aber
nirgends häufig. Ich bin eigentlich der Meinung, daß dies westliche
Formen waren, welche der Gegenströmung angehören, also von Süd-
westen nach Nordosten wanderten oder vertragen wurden und daher vor
allem nördlich vom varistischen Gebirge und dessen auftauchenden
Inselzügen sich verbreiteten. Sie gehören in Westeuropa etwas tieferen
Schichten an als die im Osten.
Über die Binnenmeere des deutsch-englischen Zechsteins und der
germanischen Trias spreche ich später, weil in beiden besondere Be-
dingungen herrschten, und gelange daher gleich zur alpinen Trias. In
jener Zeit war die Tethys fertig und von Indien nach dem Mittelmeer die
Straße entwickelt, an deren Nordrand sich die eurasische Festland-
masse einheitlich, obwohl von Binnenmeeren durchsetzt, ausdehnte. Man
sieht an der Verteilung der Gyroporellen und Diploporen, wie deren
Sporen aus dem osteuropäischen Areal immer weiter nach Westen ver-
teilt werden, wobei sie fast gleichzeitig mit Crinoiden und Brachiopoden
(Retzia) in das westalpine und germanische Küstengebiet eindringen und
südlich der Böhmer Masse bis in die helvetischen Voralpen gelangen,