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J. Kratzert:
anlaßten V. Goldschmidt1), zwei neue Analysen des Minerals anfertigen
zu lassen. Sie wurden an ausgesucht frischem, wasserhellem Material
von der Dichte 2 • 667, wie es aus dem Innern der gewöhnlich mit
einer dunkelgrünen bis schwarzen Uc-reichen Rinde überzogenen großen
Kristalle erhalten werden kann, unabhängig voneinander durch H. Schulze
und W. Oiil ausgeführt. Beiden Analysen ist ein auffallend geringer
Kalk- und ein sehr hoher Natrongehalt gemeinsam. Unter der Annahme
des Orthoklas- bzw. der zwei Tschermakschen Plagioklasmoleküle Or -
TGiO • Al^O ■ 6 SiOz. Ab = Na-iO ■ AlzOs • 6 SiOz und An = CaO • Al2Os•
2 SiO2 genügte die Kieselsäure nicht zur Sättigung der Basen. Dies
brachte Goldschmidt wohl als ersten Mineralogen auf den Gedanken,
das Natronanorthitmolekül Na2O ■ Al2O3 ■ 2 SiO2 einzuführen. Erst sehr
viel später wurde dieses Feldspatmolekül erneut von H. S. Washington
und F. E. Wrigi-it2) in einem Anemonsit genannten Feldspat der Insel
Linosa aufgefunden und nach Andrew Carnegie Carnegieit genannt.
Während der Anemonsit, aus dem Mittel dreier sehr gut überein-
stimmender Analysen berechnet, 5 ■ 58 Mol % Q/ enthält, benötigt
man, um die Alkalien restlos aufzubrauchen, bei der ScaiULZESchen
Analyse die erhebliche Menge von 12-7, bei der OuLschen 5-6
Mol °/0 Cg.
Wenn nun auch aus neueren Arbeiten, besonders der aut
Anregung E. A. Wülfings von L. Ahlers im Heidelberger Institut
unter kritischer Sichtung sehr zahlreicher in der Literatur mitgeteilter
Analysen durchgeführten Untersuchung3) hervorgeht, daß das Qi-Molekül
in den Feldspaten sicherlich, ja sogar recht häufig vertreten ist, so
scheint doch seine Existenz gerade im Bodenmaiser Plagioklas durch
die bereits erwähnten späteren Analysen von Damour und v. Foullon
keine Stütze zu finden. Beide Analysen erfordern zur theoretischen
Auswertung nicht nur kein Cg-Molekül, sondern zeigen noch einen
beträchtlichen Überschuß von 6 • 3 bzw. 2 • 5 Mol °/o SiO2 und daneben
noch 2 ■ 0 bzw. 0 • 8 Mol °/0 Al2O3 als nicht unterzubringende Rest-
substanz.
Eine erneute Bearbeitung des in Frage stehenden Minerals und
ein Versuch zur Klärung der bisherigen Unstimmigkeiten schien daher
wünschenswert. Sic wurde auf Anregung von Herrn Geh. Rat Wülfing
unter seiner mir sehr wertvollen Beratung im Heidelberger Mineralog.-
x) Neues Jahrb. f. Min. usw. B. B. 1. 1881. 207.
2) Am. Journ. 1910. 29. 51.
3) Über die Dichte von Quarz. Orthoklas, Albit und Anorthit. Inaug.-
Dissert Heidelberg 1922. Erscheint demnächst in der Zeitschr. f. Kristallogr.
J. Kratzert:
anlaßten V. Goldschmidt1), zwei neue Analysen des Minerals anfertigen
zu lassen. Sie wurden an ausgesucht frischem, wasserhellem Material
von der Dichte 2 • 667, wie es aus dem Innern der gewöhnlich mit
einer dunkelgrünen bis schwarzen Uc-reichen Rinde überzogenen großen
Kristalle erhalten werden kann, unabhängig voneinander durch H. Schulze
und W. Oiil ausgeführt. Beiden Analysen ist ein auffallend geringer
Kalk- und ein sehr hoher Natrongehalt gemeinsam. Unter der Annahme
des Orthoklas- bzw. der zwei Tschermakschen Plagioklasmoleküle Or -
TGiO • Al^O ■ 6 SiOz. Ab = Na-iO ■ AlzOs • 6 SiOz und An = CaO • Al2Os•
2 SiO2 genügte die Kieselsäure nicht zur Sättigung der Basen. Dies
brachte Goldschmidt wohl als ersten Mineralogen auf den Gedanken,
das Natronanorthitmolekül Na2O ■ Al2O3 ■ 2 SiO2 einzuführen. Erst sehr
viel später wurde dieses Feldspatmolekül erneut von H. S. Washington
und F. E. Wrigi-it2) in einem Anemonsit genannten Feldspat der Insel
Linosa aufgefunden und nach Andrew Carnegie Carnegieit genannt.
Während der Anemonsit, aus dem Mittel dreier sehr gut überein-
stimmender Analysen berechnet, 5 ■ 58 Mol % Q/ enthält, benötigt
man, um die Alkalien restlos aufzubrauchen, bei der ScaiULZESchen
Analyse die erhebliche Menge von 12-7, bei der OuLschen 5-6
Mol °/0 Cg.
Wenn nun auch aus neueren Arbeiten, besonders der aut
Anregung E. A. Wülfings von L. Ahlers im Heidelberger Institut
unter kritischer Sichtung sehr zahlreicher in der Literatur mitgeteilter
Analysen durchgeführten Untersuchung3) hervorgeht, daß das Qi-Molekül
in den Feldspaten sicherlich, ja sogar recht häufig vertreten ist, so
scheint doch seine Existenz gerade im Bodenmaiser Plagioklas durch
die bereits erwähnten späteren Analysen von Damour und v. Foullon
keine Stütze zu finden. Beide Analysen erfordern zur theoretischen
Auswertung nicht nur kein Cg-Molekül, sondern zeigen noch einen
beträchtlichen Überschuß von 6 • 3 bzw. 2 • 5 Mol °/o SiO2 und daneben
noch 2 ■ 0 bzw. 0 • 8 Mol °/0 Al2O3 als nicht unterzubringende Rest-
substanz.
Eine erneute Bearbeitung des in Frage stehenden Minerals und
ein Versuch zur Klärung der bisherigen Unstimmigkeiten schien daher
wünschenswert. Sic wurde auf Anregung von Herrn Geh. Rat Wülfing
unter seiner mir sehr wertvollen Beratung im Heidelberger Mineralog.-
x) Neues Jahrb. f. Min. usw. B. B. 1. 1881. 207.
2) Am. Journ. 1910. 29. 51.
3) Über die Dichte von Quarz. Orthoklas, Albit und Anorthit. Inaug.-
Dissert Heidelberg 1922. Erscheint demnächst in der Zeitschr. f. Kristallogr.